XLII.

[36] 1. Kein grösser freud auff erden ist,

denn der bey seiner allerliebsten ist,

bei seiner allerliebsten allein.

Der mag wol reden was jm gebrüst,

und was jm in seinem hertzen gelüst,

freundlich thun sie anschawen.


2. Ich hatte einen bulen, das ist war,

drey viertel lenger denn ein jar,

ich dorffts niemand sagen.

Ich hatte sie lieb von gantzem hertzen,

ich dorffte jhr kein freundliches wort zusprechen,

ich förcht sie möcht mirs für ubel haben.


3. Ich gieng wol über ein grünen plan,

da sah ich viel hübscher jungfrewlein stahn,

mein feins lieb war darunter.

Mein lieb daucht mich die schönste sein,

die hertzallerliebste mein,

für andern außerkorn.


4. Mein feines lieb tregt ein schwartzes kleid,

darunter tregt sie gros hertzenleid,

das kan jhr niemands wenden,

Denn du allein du höchster hort,

tröst sie mit einem freundlichen wort,

tröst sie in jhrem elende.


5. Ich hab jr ring an meiner hand,

den geb ich nicht um das teutsche land,

er kompt von jren henden.

Der ring der ist von rotem gold,

darumb bin ich dem feinen megdlein hold,

wolt Gott ich möcht jr dienen.


6. Ehe ich meinen bulen wolt fahren lan,

ehe wolt ich mit jr ins elend gan,

wolt auch meiden weltliche freude;[37]

Hab jr vertrawt, auff gut erbawt,

der hertzallerliebsten mein,

ich wil sie noch wol finden.


7. Der uns dieses liedlein new gesang,

ein freyer knab ist er genandt,

hats so wol gesungen.

Er geht zu Lünenburg aus und ein,

bey der hertz allerliebsten sein,

er bleibt wol unverdrungen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 36-38.
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