XLI.

[35] 1. Es taget vor den osten,

der mond scheinet uberall,

Und der da heimlich bulen wil,

bulen wil,

der mus gantz frü auffstahn.


2. Und der da heimlich bulen wil,

der halt es in stetigkeit,

Der halt es mit dem wechter,

wechter,

der gibt dir ein guten bescheid.


3. Und das erhört die tausent schöne,

in jrem schlaffkemmerlein,

Sie erschrack von hertzen sehre,

sehre,

bald sich der wechter blies.[35]


4. Erschrick du nicht so sehre,

mein wunder schönes lieb,

Ich bin ein jüngling schöne,

schöne,

von hertzen hab ich dich lieb.


5. Bist du ein jüngling schöne,

und wüst ich das fürwar,

So wolt ich mein junges hertz zwingen,

zwingen,

es müste sein trawren lahn.


6. Und das erhört der wechter,

hub an ein liedlein und sang,

Ist mir in keinem jare,

jare,

kein nacht nicht worden so lang.


7. Und es ist nacht geworden,

es wird wol widerumb tag,

Es hat ein feines megdlein,

megdlein,

ein beyschlaffen zugesagt.


8. Das megdlein das ich meine,

das ist gar hübsch und fein,

Und solt ich bei jhr schlaffen,

schlaffen,

das wer der wille mein.


9. Ja solstu bey mir schlaffen,

wer das der wille dein,

Dein trawren mustu lassen,

lassen,

gantz frölich mustu seyn.


10. Wer ist der uns dis liedlein sang,

von newen gesungen hat,

Das haben gethan zween berckgesellen,

auff sanct Annenberg in der stadt.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 35-36.
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