XL.

[34] 1. Die grosse liebe zwinget mich,

das ich kein wort kan sprechen,

ja sprechen,

Wenn ich gedenck an jr mündlein rot,

das sie mir bot,

mein hertz wil mir zubrechen.


2. Ich kam für liebes schlaffkemmerlein,

die thür war zugeschlossen,

geschlossen,

Ich klopffet also leise daran,

bald sie das vernam,

ich ward bald eingelassen.


3. Die liebe tregt ein schleyer weis,

mit brauner seiden umwunden,

umwunden,

Sie empfieng den knaben mit allem fleis,

in ir ermelein weis,[34]

sie küst jn auff beide wangen,

ja wangen.


4. Schwartz braun, schwartz braun ist jr gewandt,

das tregt sie an jrem leibe,

ja leibe,

In rechter lieb und trew hab ich sie erkandt,

da ich sie fandt,

sie ist mir die liebste auff erden,

ja erden.


5. Alde alde, zu guter nacht,

sey dir schöns lieb gesungen

gesungen,

Dis liedlein ist dir und mir gemacht,

zu tausent guter nacht,

Gott straffe alle falschen zungen,

ja zungen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 34-35.
Lizenz:
Kategorien: