LXVIII.

[65] 1. Deine gesund, meine freude

du mein einiger trost,

du mein einiges blut.

Von dir wend ich nit meine trew,

las dichs schöns lieb nicht gerewen.


2. Was du mir für freundschafft hast gethan,

aus deiner demut und höchster kron,

sol unvergessen sein.

Was ich dir nit bezalen kan,

wöllestu mich nicht entgelten lan.


3. Kein mangel noch gebrechen spür ich an dir,

du bist meins hertzens eine schöne zier,

ich weis dir keines gleichen.

Von der scheitel an, bis auff die sohl,

bistu schöns lieb gezieret wol.


4. Rosenfarb seind die wenglein dein,

also dich gott geschaffen hat,

dein mündlein rosenfarb.

Schwartz braun klar sind die euglein dein,

sie leuchten wie karfunckelstein.


5. Es seind der viel die mich hassen thun,

sie meinen ich sol von dir abelon,

ist alles der kleffer schuld.

Wo ich es thet, stürb ich vor leid,

las es nicht geschehen meine höchste freud.


6. Selig ist der tag und auch die stund,

da du feines lieb mein wurdest kundt,

niemand scheidet mich von dir.

Allein der todt auff dieser erd,

der hoffnung sey von mir gewerdt.


7. Erharre noch ein jar und auch nicht mehr,

Gott weis wie sich das glück verkehrt,

dein sol unvergessen sein.

Geschicht es nicht, so seis verlorn,

meine trew die hab ich dir geschworn.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 65-66.
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