LXXX.

[80] 1. Wie möcht ich frölich werden,

kein freud noch lieb wird mir mehr zu theil,

Elend bin ich auff erden,

verlorn hab ich all mein trost und heil;

Das klag offt und viele,

schafft das ich gantz elend bin,

mir geliebt keine freude noch spiele,

betrübt ist mir mein hertz mut und sinn.


2. Mein wehklag mehrt sich mit schmertzen,

teglich mit gantzer macht,

Vertreibt mir freud und schertzen,

bey tag und auch bey nacht.

Wenn ich hertzlieb an dich gedenck,

kompt mir viel schmertz und pein,

elend das thut mich krencken,

geschicht alles durch dich hertz allerliebste mein.


3. Hab urlaub freud und wonne,

gros schmertze mich umfangen hat,

Mir scheint nit mehr die sonne,

betrübt bin ich frü und spat;

Mir wird nit bas auff erden,

bis in das grabe mein,

mit zucht weis und geberden,

ich sehe denn dich hertz allerliebste mein.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 80.
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