Cap. I.


Vom Ursprung / Nahmen / Beschaffenheit und mancherley Arten des Tobacks.

Dieses edle Kraut ist denen Europäern vor Entdeckung der Neuen Welt unbekannt gewesen. Nachdem aber Jean Nicot, Königs Francisci II. in Franckreich Abgesandter am Königl. Hof in Portugall Anno 1560. von einem Edelmanne etliche junge Pflantzen dieses Krauts (als welche diesem neulich aus Florida / einer neu-erfundenen herrlichen Landschafft in America /zugeschicket worden) verehrt bekommen / und selbige in seinem Lust-Garten fortgepflantzet / ist dieses Kraut zuerst in Portugall bekannt worden. Und weil gedachter Nicot der Würckung dieses Krauts mehr und mehr nachgeforschet / auch dessen vortreffliche Krafft und Tugend in Ausheilung offener Schäden /gefährlicher Wunden und Geschwüre[7] gnugsam kennen lernen / hat er solches nebst dessen Saamen seinem Könige / der alten Königin / und etlichen Ministris am Frantzösischen Hofe zugeschicket / allwo man es gleichfalls heilsam befunden / und in verschiedene Gärten hin- und wieder verpflantzet. vid. Wittichii Bericht von unterschiedenen fremden Kräut. cap. 2. p. 93. In Engelland hat man dieses Kraut etwa ums Jahr 1585. kennen lernen / indem es der berühmte Engelländer Sir Walther Rawleigh / welcher den gantzen Erdboden mühsamst durchkrochen / zur Zeit der Königin Elisabeth aus Virginien zuerst mit sich dahin gebracht. Oldmixons Groß-Brittann. Americ. p. 279. Nachgehends ist es in viele andere Länder versendet worden / daß es also in Europa nunmehro eben so bekannt ist / als es vormahls in America mag gewesen seyn.

Der rechte und eigentliche Nahme desselben soll Petum seyn; also wird es von denen Einwohnern der reichen und mächtigen Landschafft Peru in America genennet / und hat es von gewissen Personen / so es zuerst in unsere Europäische Länder gebracht und bekannt gemacht / auch verschiedene Nahmen bekommen. In Portugall nennte man es l' Herbe de l' Ambassadeur, oder des Gesandten Kraut / vielleicht /weil dessen eigentlicher Nahme daselbst[8] noch nicht bekannt war. In Franckreich wurde es der alten Königin zu Ehren / welche es von gedachten Nicot zuerst zugeschickt bekommen / Herbe de la Royne Mere, Herba Catharinaria, Herba Medicæa, genennet /gleichwie es auch sonst Herbe du grand Prieur, von einem Groß-Prior, der selbiges von seiner Reise über Lissabon nach Franckreich gebracht / geheissen wurde. Die Spanier nennen es Tabacco, von dem Americanischen Ländgen Tabaco oder Tabasco, in der Neu-Hispanischen Provintz Jucaton, allwo vormahls / nach dem Bericht des Engelländischen Ritters Dampiers, vortreffliche Pflantz-Städte gewesen / welche aber nachgehends von denen wilden Indianern dermassen verderbet und verwüstet worden / daß dieses Ländgen / so herrlich und fruchtbar es sonsten ist / doch noch biß auf den heutigen Tag unbebauet lieget. vid. Dampiers Reise um die Welt P. I. cap. 17. p. 881. In Italien führet es verschiedene Nahmen / als Torrabonna, von Nicolao Torraboni, einem Bischoff der Römischen Kirchen / und Herba St. Crucis, von einem Cardinal a St. Cruce, welcher selbiges als Päbstlicher Nuncius aus Portugall nach Rom gebracht. Lateinisch wird es genennet Herba Nicotiana von mehrgedachten Nicotio; Und von seiner sonderbaren Krafft und Tugend [9] Herba divina, Consolida Indica, oder auch Sana Sancta. Die Teutschen nennen es Toback / Nicotian, Indianisch Wunder-Kraut / Heil-Kraut / Indianisch Beinwoll / etc. wiewohl keiner unter allen diesen Nahmen gewöhnlicher ist als Toback / oder / wie andere schreiben / Taback.

Es gleichet dieses Kraut einiger massen dem Bilsen-Kraut / wächset grün auf einem geraden Stengel 4. biß 5. Ellen hoch / auch niedriger; Seine Blätter hangen an einem Stiel / sind wollicht / länglicht / dick und safftig. Es sind aber vornehmlich zweyerley Geschlechter desselben / nehmlich das Männlein und das Weiblein; Das Männlein ist so wohl an dem Stengel als auch an den Blättern weit grösser als das Weiblein wächset 3. biß 4. Ellen in die Höhe / hat wie die Arme ausgebreitete Zweige / länglicht gantz grüne Blätter / in der Mitten breit / am Ende etwas spitzig zu / und wird von einigen Autoribus Nicotiana latifolia genennet; da hingegen das Weiblein einen sehr niedrigen Stengel und schmale Blätter hat / und heist etlichen Potanicis Nicotiana angustifolia. Es wird im Herbst gepflantzet / und muß in steter Wärme gewartet / sein Saame auch überhaupt in einen fetten Grund gestecket werden. Sonst ist ein recht guter Toback aus[10] folgenden Eigenschafften zu erkennen /wenn er nehmlich an der Farbe bräunlich und wie Castanien-Schalen aussiehet / am Geruch erstlich wie frisch Heu oder Rosen / hernach / wenn er geschnitten und in die Nase kriecht / annehmlich scharff ist.

Durch die chymische Auflösung hat man befunden / daß der Toback viel von unzeitigen Schwefel in dem stinckenden Oel bey sich habe / so mit einem scharffen flüchtigen Saltz vermischet ist. Das erste bezeuget seine Schmertz-stillende / Schlaff- bringende und fast dumm-machende Krafft. Das Sal volatile acre aber zeiget an theils der Pfeffer-Geruch / theils sein Geschmack und resolvirende auch oben und unten evacuirende Krafft / und nach dessen ungeziemenden Gebrauch erfolgende convulsiones. Uber das findet sich auch ein saures phlegma oder Wasser / und die terrestrischen Theilgen bezeuget die beym Rauchen zurück bleibende Asche. vid. Thebesii Nachricht vom Toback / cap. 2. p. 12.

Gleichwie aber das Erdreich sehr unterschieden ist / und die Pflantzen sich gerne nach seinem natürlichen Climate richten; Also ist es um so viel weniger zu verwundern / wenn dieses Land bessern Toback hervor bringet als jenes. Jedoch hat man aus der Erfahrung erlernet /[11] daß manches Erdreich / wo man anders die Kräffte fleißig dran strecket / sich bißweilen gefallen lasse / eine Pflantze oder Frucht hervor zu bringen / welche derjenigen / so aus seinem natürlichen Erdreich ohne angewendete Mühe hervor wächst / an Güte ziemlich nahe kömmt. Und dieses erkennen wir aus unsern geseegneten teutschen Aeckern / welche durch unverdrossenen Fleiß der arbeitsamen Einwohner dahin gebracht worden / daß sie sich nunmehro der mode der Zeiten ziemlich zu accommodiren scheinen / wovon unten etwas mehrers zu vernehmen seyn wird / wenn wir vorhero einige andere Arten des Tobacks / so an unterschiedenen ausländischen Orten gepflantzet wird / betrachtet werden haben.

Auf der Americanischen Küste Caraccos lieget ein kleines Dorff / Verine genannt / woselbst die Spanier eine Plantation haben. Solcher Ort ist wegen seines vortrefflichen Tobacks sehr berühmt / als welcher vor den besten in der gantzen Welt gehalten wird. Dampiers Reise um die Welt P. I. cap. 3. p. 123. Wiewohl Thebesius in seiner Nachricht vom Toback cap. 2. p. 14. versichert / es werde der Ost-Indische oder Japanische vor den angenehmsten und besten gehalten / weil daselbst ein süsses Erdreich sey /daher auch nicht so viel grobes Oel und penetrant[12] scharffes Saltz bey ihm anzutreffen. Dabey aber sey er auch der allertheuerste / weil er wegen des weiten Weges / und weil sie drey Tage unter der Sonnen oder Linie fahren müsten / verderben soll / und also in unsere Länder nicht gebracht werde.

Nächst diesem behält der Virginische Toback ausser allem Zweifel den Preiß. Dieser ist in Virginien so gemein / und dem Pflantzer so nützlich / dem Erdboden aber so natürlich / daß man sich sonst auf nichts so sehr daselbst geleget. In Europa muß man den Toback mit Sorge fortziehen / in Virginien aber lassen sie ihn frey in der Lufft stehen. Man steckt ihn wie bey uns den Kohl / läßt ihn einen Monat stehen /und jäthet ihn indeß fleißig. Wenn er etwa einer Hand breit / versetzt man ihn beym ersten nassen Wetter in die so genannte Tobacks-Hügel. Ist er zu 4. Wochen 1. Schuch hoch / brechen sie den Gipffel ab / beschneiden so denn alle unterste Blätter / daß ihr nur 7. biß 8. am Stängel bleiben / damit sie bey dem Kopff oben desto bessere Nahrung haben / da denn diese Blätter in 6. Wochen zu ihrer völligen Reiffe gelangen. Man bricht die Neben-Schößling ab / und säuberts wöchentlich 2. mahl vom Horn-Wurm. Dieses dauret 3. Wochen oder 1. Monat / wornächst die Blätter[13] anfangen ihre Grünigkeit in eine Bräune zu verändern / spitziger und dicker zu werden / woran man die Zeitung abnimmt. So bald er reiff / muß man ihn abschneiden / einen halben Tag im Felde liegen / hernach auffhäuffen / und eine Nacht schwitzen / Tags darauf ins Toback-Hauß führen lassen / allwo eine Pflantze neben die andere in gewisser Weite auf 4. oder 5. Wochen aufgehänget wird. Nach diesen nimmt man ihn bey feuchten Wetter herab / wenn die Blätter geschlacht / sonsten er zu Pulver würde / legets denn auf Stecken / und beschwerets 14. Tage lang zum Schwitzen / nachgehends thun die Knechte an einem feuchten Tage den Klumpen voneinander /streiffens ab / und suchens aus / massen die obersten Blätter die besten / die untersten aber den schlechtesten Toback geben. Die letzte Arbeit ist / ihn in Fässer zu packen / oder aufzuballen / so gleichfalls bey nassen Wetter geschicht / massen man zum Toback das nasse Wetter eben so nöthig hat / als das trockene / weil er sonst zumalmet. Sonsten ist der Virginische Tobacks-Handel einer der vortheilhafftesten vor die Engelländische Nation, indem jährl. über 200. grosse Schiffe dazu gebraucht / und ein Jahr ins andere 3. biß 400000. Pfund Sterling der Königl. Kammer bezahlet werden. Neben dem ungemeinen Nutzen[14] der Ausfuhre ist dieser Handel auch deswegen hoch zu achten / weil er so viele tausend Mäuler und Hände in Engelland und Virginien ernähret. Der beste Virginische Toback aber wächset am York-Fluß. Oldmixons Groß Britt. America, p. 394.

Der Toback auf der Americanischen Provintz Maryland ist stärcker als der Virginische / und der ihn rauchen will / muß ein starck Gehirn haben. Doch hat der Pflantzer schon seinen Nutzen davon / indem er in denen Ost- und Norder-Theilen Europæ mehr verlanget und lieber getruncken wird / als der angenehm-riechende Virginische von James- und Yorck-Fluß. Die Leute haben sich Profits halber hier so starck auf das Toback Pflantzen geleget / daß man meynet / es wachse hier mehr als in Virginien. Oldmix. Groß-Britt. Amer. p. 269.

In Brasilien wächset vortrefflicher Toback / welcher weit und breit verführet wird / und zu dessen Verpflantzung und Verarbeitung viel Sclaven von Angola und Gvinea dahin gebracht werden. Dellons Ost-Ind. Reisebesch. P. II. cap. 26. p. 394. & 404. Dieser Toback hatte vormahls den Rang / ietzo aber der aus Virginien und Maryland. Old. Groß-Britt. Amer. p. 394. Und dieses sind die bekanntesten und besten Arten des Tobacks.[15]

Hiernächst findet man auch an andern Orten Toback / so ebenfalls nicht zu verachten. Manilla, eine Stadt auf der Insul Lucon, welche zu denen Philippinischen Insuln in Asia gehöret / bringet einen vortrefflichen Toback hervor / welcher lieblich und anmuthig zu rauchen ist. Er hat eine lichtgelbe Farbe / und mittelmäßig-grosse Blätter. Die Spanier zu Manilla wenden grossen Fleiß an bey diesem Toback / und haben eine gar sonderliche Art / die Blätter davon nett zusammen zu packen. Sie nehmen 2. kleine breit geschnittene Stecken / jeden ungefehr eines Fusses lang / legen hernach die Stiele an denen Blättern fein ordentlich 40. oder 50. auf einmahl dazwischen / und binden die Stecken fest zusammen / daß die Blätter abwerts hangen. Ein solch Paqvet gilt in der Festung St. Georg einen Real. vid. Dampiers Reise um die Welt P. I. cap. 12. p. 610.

Auf der Insul Mindanao, so gleichfalls zu denen Philippinischen Insuln gerechnet wird / wachset ein Toback von vortrefflicher Art / die Einwohner wissen sich aber dieser Waare und des vermuthlichen Nutzens davon nicht zu bedienen / wie die Spanier zu Manilla des Ihrigen. Der Unterscheid unter diesen beyden Toback-Gattungen ist / daß der von Mindanao bräuner ist / auch breitere und dickere Blätter[16] hat / als der zu Manilla, dessen Ursache / daß das Erdreich zu Mindanao fetter ist. Zu Mindanao bekömmt man vor einen Real 10. biß 12. Pfund / und zwar / der eben so gut / ja vielmehr besser ist / als der zu Manilla, welches daher kömmt / daß er zu Mindanao nicht so sehr abgehet / als in Manilla. vid. Dampiers Reise um die Welt P. I. cap. 12. p. 610.

Die Insul Mauritius, welche an Africa lieget / und denen Holländern zustehet / bringet Toback hervor /welcher gantz unvergleichlich starck ist. Leguats Reisen P. II. p. 267.

In Persien bey der Stadt Brampour, zwischen Suratte und Agra, wächset der Toback so häufig / daß er zu gewissen Jahren wegen seiner grossen Menge nicht einmahl eingesammlet wird. Tavernier Ind. Reise Lib. II. cap. 12. Ob aber dieser von sonderbarer Güte sey / wird eben nicht dabey gemeldet.

Zu Jamaica, welches eine von denen Antillischen Insuln in America ist / pflantzet man auch Toback. Weil aber der Boden daselbst sehr salpetrisch / so will der Toback / der auf dergleichen Grund wächset /keine so gute Farbe bekommen / noch so lange dauren / als anderer. Daher die Kauff Leute ihren Toback öffters verliehren / indem er ihnen unter Wegens nach Engelland oder Irrland verfaulet. Auf einigen[17] Erdreich / so voll Salpeter / giebts Toback / welcher beym Rauchen gleichsam wetterleuchtet. Oldm. Groß Britt. Amer. p. 845. Doch mag man an einigen Orten noch guten Toback antreffen / weil daselbst ein grosser Handel damit getrieben wird / wie Gage in seiner Reise nach Neu-Spanien P. II. cap. 5. p. 159. berichtet.

Der allerschlimmste aber unter allen / so in der Welt anzutreffen / mag wohl der seyn / so auf der Gold-Küste Gvinea in Africa, in Pflantzen zwey Fuß hoch / mit 2. biß 3. Qver-Händen-langen und einer Hand breiten Blättern wächset. Dessen Blumen sind weiß / wie kleine Glöcklein / so nach Erreichung ihres vollkommenen Wachsthums den Saamen setzen. Es ist aber dieser Toback so heßlich und schlecht / daß es einem nur wenig eckelhafften Menschen unmöglich ist bey denen Mohren zu dauren / wenn sie dieses garstige Kraut rauchen / zumahlen es unnatürlich stincket; Gleichwohl hindert es die Mohren selbst im geringsten nicht. Bosmanns Reise nach Gvinea, p. 362.

Daß auch manche Länder in Europa nicht ungeschickt seyn / Toback hervorzubringen / ist gnugsam bekannt. Engelland / Holland / Franckreich / Italien / etc. können hiervon deutliche Zeugnisse ablegen /als woselbst der[18] Toback in grosser Menge erzeuget /und an viele fremde Oerter verhandelt wird. Daß aber absonderlich Teutschland denen Ausländern hierinnen nichts nachgebe / bezeugen die glückseeligen Aecker um Bremen und Hanau / in Hessen / um Franckfurth an der Oder / an dem Hertzogthum Magdeburg / wie nicht weniger um Dessau / und / nach dem Bericht des bekannten Melissantes, (Geograph. Tom. I. p. 760.) Wasungen / einer kleinen Stadt in der Graffschafft Henneberg am Fluß Werne / welche allerseits Toback von solcher Güte hervor bringen / daß man den ausländischen gar wohl entrathen kan. Die Art und Weise aber / wie er in unsern Landen erzeuget werde / ist deutlich und weitläufftig zu ersehen in D. Thebes. Nachricht vom Toback cap. I. p. 9.

Unter denen gemeinsten Arten des Tobacks / so in hiesiger Gegend verbrauchet werden / behält der schwartze wohl seinen Vorzug / als dessen Krafft nicht sattsam zu beschreiben ist. Wiewohl nicht aller schwartzer Toback zu rühmen / noch aller gelber deswegen zu verwerffen ist. Der schwartze Schub-Kärner Toback / da man 3. Ellen vor einen Pfennig bekömmt / ist freylich nichts nutz / und hat keine sonderliche Krafft; Aber ein guter Brasilien-Toback / der nicht gar zu dicke ist / wird allerdings werth gehalten.[19] Worinne aber der schwartze Toback dem gelben vorzuziehen ist / weil dessen Blätter vorhero wohl zubereitet / und mit allerhand Speciebus angefeuchtet werden / da hingegen des gelben Tobacks Safft und Krafft ausgetrocknet / und nicht anders ist / als ob man Papier in kleine Stückgen schnitte / und die Tobacks Pfeiffe damit anfülle / es ist wohl ein Rauch / aber der Geschmack ist sehr schlecht / und giebet wenig Safft; wiewohl zwar auch unter dem gelben derjenige nur /so fast bräunlich / nicht zu verwerffen / denn in demselben ist noch die Krafft und Safft enthalten / aber der schlechte gelbe ist nicht anders als Heu oder geschnitten Stroh zu æstimiren v. Polit. Tobacks-Bruder cap. 3. p. 33. Ausser diesem wird auch der Canaster- oder / wie er insgemein ausgesprochen wird / der Knaster-Toback / bey uns gebrauchet / welcher aber ziemlich theuer / und dahero auch sehr menagiret werden muß. Dem Zapffenberger Brieff-Toback wolte man vor einigen Jahren zuschreiben / als wenn selbiger schwache Augen verursache / weil der Fabricant, so sich Zapffenberg nennet / ihn ietzo nicht mehr in solcher Güte nach Teutschland schickte. Nun kan es zwar wohl seyn / daß dieser Toback unter Zapffenbergs Nahmen von einigen Mißgünstigen nicht von dergleichen Sorte sey gemachet[20] worden; Jedoch ist ihm keinesweges dieser schädliche effect zuzueignen /weil er von vielen hin- und wieder gerauchet / und solche Würckung doch niemahls verspüret worden. Kan es also gar wohl seyn / daß solches zum Nachtheil und Verkleinerung dieses Mannes und seiner Fabrique von einigen Mißgünstigen fälschlich erdacht /oder aus Unverstand nachgeredet worden. Oder woferne ja einigen Personen / welche diesen Toback zu rauchen gewohnt gewesen / ihre Gesichte geschwächet worden / konnen wohl besondere und individuale Umstände das vornehmste beygetragen haben. vide Thebesii Nachricht vom Toback cap. 5. p. 50. Sonst werden über ietzt erzehlte auch noch andere Arten des Tobacks in unsern Gegenden angetroffen /welche aber meistentheils nur dem Nahmen nach bekannt / dahero wir auch uns um deren Recension weiter unbekümmert lassen / und von dem Toback überhaupt noch dieses anmercken / daß nach dem Rath eines berühmten Medici derjenige Toback zu erwehlen sey / welcher 1) in demjenigen Lande oder Orte gewachsen / wo die Person / so ihn brauchen will /auferzogen und gebohren / 2) der frisch und nicht verfaulet / und 3) der nicht verfälschet ist.

Quelle:
Das beliebte und gelobte Kräutlein Toback oder Allerhand auserlesene Historische Merckwürdigkeiten. Chemnitz 1719, [Nachdruck Leipzig 1971], S. 7-21.
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