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Ein Frag oder Disputatio von der Kunst[43] Astronomia oder Astrologia.

Als nun D. Faustus seine Practicam vnd Calender zwey Jahr gerichtet, vnd gemacht hatte, fragt er seinen Geist, was es für eine gelegenheit hab mit der Astronomia oder Astrologia, wie die Mathematici zustellen pflegen? Dem antwortet der Geist, vnnd sprach: Es hat ein solch Judicium, daß alle Sternseher vnnd Himmelgucker nichts sonderliches gewiß Practicieren können, Denn es sind verborgene Werck GOTtes, welche die Menschen nicht, wie wir Geister, die wir im Lufft, vnter dem Himmel schweben, die Verhängnuß Gottes sehen, vnd abnemmen, ergrůnden können. Dann wir seyn alte vnnd erfahrne Geister in deß Himmels Lauff, Ich köndte dir auch, Herr Fauste, Practica vnd Calender zuschreiben oder von der Natinitet zu erforschen, ein ewige Auffzeichnung thun, vnd also ein Jahr vmb das ander, wie du gesehen hast, daß ich dir nie gelogen hab. Es ist wol war, daß die vor alten Zeiten, so 5. oder 600. jar erlebt, solche Kunst gründlich erfahren vnnd begriffen haben. Dann durch so viel verloffene Jahr wirdt das grosse Jar erfüllet, daß sie solches Erklären, vnnd Cometen[43] mittheilen können, Aber alle Junge vnd Vnerfahrne Astrologi machen jhre Practica nach gutem Wohn vnd Gutdůncken.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 43-44.
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