CV. Der unglückliche Spieler.

[227] Zu den listigen Ränck-machern gehören auch fürnehmlich gezehlet zu werden / die in Franckreich /und den Niederlanden befindliche falsche Kartenspieler / vor denen sich ein Frembder gar wohl für zu sehen hat / allermassen aus diesen wenigen Stücklein / die ich ietzo einführen wil / ihre Behändigkeit / die Leute zu betriegen / grossen theils erhellen wird.

Vor wenig Jahren begab sichs / daß eine Persohn für ihren Herrn nach Gröningen / Embden / und so weiter mit Schuldrechnung außgesand war / umb Geld einzufodern / welches er auch empfieng. In seiner Rückreise kombt er mit Gelde ziemlich beladen zum Gröningschen Schiffer / mit demselben nach Amsterdam zu fahren / bedinget die Cajute und Versicherung wegen seiner Persohn und Geldes / welches er auch alles erlangete; Unterdessen waren daselbst zween falsche Spieler / die diese Person außkundschafften / wo er mit seinem Gelde würde hinkommen / und[227] da sie sahen / daß er mit seinem Gelde zu Schiffe gieng /wolten sie auch mitfahren / und ersuchten den Schiffer / daß sie möchten in der Cajute sitzen. Der Schiffer antwortete / die Cajute ist versagt / wil aber dieser Monsieur euch bey sich nehmen / das stehet in seinem belieben / ihr könnet ihn darumb ansprechen. Sie giengen zu ihm hin / und wünschten ihm einen guten Tag und sagten / mein Herr / muß er nach Amsterdam? Ja sagte der ander / ist mein Herr in der Cajute? fragten sie weiter / Ja antworte er / die hab ich bedinget. Wol / sagten sie / so darinne niemand mehr ist /als mein Herr / so ist die Cajute groß genug / daß wir zur Gesellschafft mit darinne seyn können. Der andere / sein Geld zu bewahren / daß er seines Herrn halben bey sich hatte / wegerte sich solches. Das war zwar etwas / sie wusten ihn aber dermassen zu bereden /daß sie mit in die Cajute kahmen. Wie sie nun darinne waren und also fuhren / solte man umb die Zeit zu vertreiben / ein Kartenspielgen vor die Hand nehmen. Man gerieth diesem nach an das Spielen / der Amsterdammer gewan zuweilen ein pahr Spiele / welches ihn dermassen anreitzete / daß die andern gleichsam beleidigt und erzürnet zu seyn schlenen / Revange wegen ihres Verlustes zu holen / welches sie mit solcher List thaten / daß der unschuldige Amsterdammer / ehe zwo Stunde verlauffen waren / zwey Säcklein mit Ducatons verspielete. Als sie nun fortfuhren /kamen sie an den Orth / da man gemeiniglich mit dem Schiffe anleget / also daß diese falsche Spieler sich in der stille wegzumachen suchten. Der Amsterdammer /der von seines Herrn Geld so viel verspielet hatte /war in grossen Aengsten / und wuste nicht / wie er es anstellen solte;[228] Zween Säckel mit Ducatonnen weniger nach Hause zu bringen als er empfangen / könte die Rechnung nicht außmachen / wol davon zu kommen. Sagte derowegen zu dem Schiffer / was sind das für Leute / wie / sagte der Schiffer ihr sie nicht? Der Monsieur sagte / was kennen? ich kenne sie nicht. Wir haben aber im fahren die Zeit zu vertreiben /etwas gespielet / und ich bin ein ziemliches Geld darüber loß worden / ich weiß nicht / wie ich das anstellen soll? Loß worden? sagte der Schiffer / das sind falsche Spieler / die müssen es euch wieder geben /oder wir wollen sie etwas abdreschen. Dieses ward rüchtbar / man sprach sie an und sagte / daß sie das Geld wieder geben müsten / welches sie dem Monsieur mit Falschheit abgenommen hatten. Sie antworteten darauff: sie hätten es ehrlich gewonnen / ihr? ehrlich gewonnen / sagt der Schiffer / ihr seyd Schelme und falsche Spieler / alsbald / gebt diesem Monsieur sein Geld wieder; sie sagten wiederumb / daß sie das Geld ehrlich gewonnen hatten / und wolten es nicht wieder geben. Also gerieth der Schiffer mit seinem Knecht ihnen über den Leib / und schlugen diese zween falschen Spieler so elendiglich ab / daß sie braun und blau aus ihren Händen kamen / und der Amsterdammer bekam sein Geld biß auf den geringststen Pfennig wieder. Welcher denn zur Danckbarkeit dem Schiffer und seinen Mithelffern eine gute Collation spendirte / und mit einander einen fröchen Abend machten.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 227-229.
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