CXXXVIII. Der verschlagene Spanier.

[305] Ein Spanier caressirte zu Venedig eines Geschlechters Maistresse / und verlangte mit ihr unziemliche Wollust zu pflegen. Selbige nun wahre sehr geitzig und hoftärtig / begehrte also vor eine Nacht sechtzig Kronen. Er nahme diese Bedingnüs an / stellte sich bey der unzüchtigen Dirne ein / und zehlete ihr den Huren-Lohn dar. Umb Mitternacht aber stund er auff /und nachdem er bey Tage den Orth beobachtet /wohin die Hure ihre Perlen (deren sich die Venetianische Weibs-Persohnen an statt der Hals-Ketten und Gehenge zu bedienen pflegen) geleget hatte / ergriffe er eines nach dem andern / und verschluckte sie / begabe sich auch unvermerckt der schlaffenden unzüchtigen[305] Dirne hierauff wieder zu Bette. Wie sie nun gegen Tag ihre Perlen suchte / und nicht fandt / wolte sie solche kurtzumb von dem Spanier haben / wolte ihn auch zu Wiederstattung derselben / durch ihre Hauß-Gesind / mit Gewalt nöhtigen. Der gute Spanier rieffe die Leuthe umb Hülffe / und ward kaum endlich durch dieses einige Unschulds-Zeichen befreyet / weil er sie weder in Kleidern noch im Beutel hatte. Wurde also die geitzige Hure von dem verschlagenen Spanier gar artlich wieder betrogen / daß sie gegen Empfahung der 60 Kronen / mehr als drey hundert (dann die Perlen waren von hohem Werth) einbüssete.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 305-306.
Lizenz:
Kategorien: