CCI. Der behende Knecht.

[428] Ein Edelmann welcher zwar von hohem Hauß / aber doch von der lincken Seiten herstammete / wolte einsmahls auff Fastnacht vermummet in Paris umbher lauffen / damit ihn niemand erkennen solte / seiner Diener einer versprache / ihn solchergestalt zu verstellen / daß ihn gewißlich kein Mensch kennen solte. Wie er nun gantz verkleidet war / langte man ihm einen Spiegel / umb zusehen / ob er sich selbst erkennen möchte / als er sich besehen / sagte er / ich wette daß ich einen auff der Gaß antreffe / der mich kennet. Sein Knecht antwortete ihm / wann es mir anstünde /so wolte ich mit dem Herrn wetten / und wüste gewiß / daß ich die Wettung gewinnen wolte. Sein Herr liesse ihm die Wettung zu / und gabe das Geld in die dritte Hand / darauff gienge er in die Stadt umbher /und traffe ungefehr einen Blinden auff der Strassen an / welchem er den Hut auff dem Kopff herumb drehete / als der Blinde merckte / daß man seiner spotten wolte / finge er überlaut auzuruffen / was ist das für ein Huren-Sohn / der mich also plaget? Alsobald sagte dieser / er habe die Wettung gewonnen / weil ihn auch ein Blinder bey seinem Nahmen genennet hätte.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 428-429.
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