CCIV. Die listig entwandte Schuh.

[429] Zu Paris hatte ein junger Schüler ein paar Schuh von nöhten / weil er aber kein Geld hatte / dieselbige zu kauffen / besanne er sich auff eine List /[429] damit er ein paar umbsonst haben konte. Er beredete sich mit einem seiner Gesellen / und gienge darauff zu einem Schuster und fragte ihn / ob er nicht ein paar Schuh hätte / die ihm gerecht währen. Der Schuster sagte Ja /und brachte ihm ein Paar. Als er nun dieselbige anversuchte / fragte er / wie theur dieselbige seyn? Der Schuhmacher sagte funfftzig Stüber / in dem thäte er /als ob er Geld suchen wolte / als eben sein Gesell /mit welchem er zuvor die Abrede genommen / darzu kam / und zu ihm sagte. Ha! Du Schelm / treffe ich dich hier an? Nun wil ich den Schimpf / den du mir neuerlich bewiesen / an dir rächen / gab ihm darauff eine gute Ohrfeyge und lieffe darvon / der ander aber folgte ihm mit seinen neuen Schuhen nach / und der Schuhmacher soll noch biß auff diese Stund der Bezahlung erwarten.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 429-430.
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