CCLIII. Der listige Studenten Griff.

[559] Zu Salmanca hatte sich ein Student in eines Schusters Frau verliebt / weil nun der Mann stetig zu Hause /und ihm allen Zutritt verwehnte / erdachte er eine sondere List / solcher gestalt: Er schreibet einen Brieff /darauff den Titul an den Hertzog von Infantado und darunter / daß für die überbringung 10 Realen (ist ungefehr 4 Reichstahler) solte bezahlet[559] werden / benebenst dem Wörtlein eyligst / eyligst etc. Diesen Brieff bringet er durch die dritte Hand / in des Schusters Laden / welcher so grossen Botten-Lohn zu verdienen / sich auf den Weg machet / und dem Hertzogen / der damahls etliche Meilen von Salamanca Hof gehalten /den Brieff folgenden Inhalts eingehändiget: Euer Fürstliche Gnaden geruhen gnädig überbringern dessen so lang anzuhalten / biß ich ihm ein paar Hörner aufgesetzet / und zu einem hochtrabenden Hanrey gemacht habe. Er ist dieser Ehren fähig und würdig. Der Hertzog ließ ihm des Studenten List gefallen / behielte den Schuster biß auff den andern Tag bey sich / und bezahlte das Botten-Lohn. Unterdessen hat der Student bey der Frauen sein Versprechen in das Werck gerichtet.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 559-560.
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