CCLVIII. Der listige Soldat.

[566] Nachfolgende possirliche und listige Begebenheit hat sich begeben in der berühmten Stadt Granada. Nehmlich / es liesse König[566] Philippus der II. in dieser Stadt Volck werben / umb Algiers zu belagern / nachdem man nun Mannschafft bekam / ward einem jeden ein Zettel gegeben / darin er in eines Bürgers Hauß eingewiesen wurde / so lange zu liegen / biß daß Lager auffgeschlagen wurde. Unter andern Soldaten die sich schreiben liessen / war ein junger Kerl von guter Gestalt / und überaus verschlagen / wie aus dieser Geschicht zu sehen seyn wird. Dieser wurde auch wie andere in eines Bürgers Hauß gewiesen; nun war es schon spat und fast Zeit zum Nacht-Essen / als er an der Thür klopffete. Es wurde ihm von einer Magd auffgethan / welche nach seinem Begehren fragte; er antwortete / daß er seine Herberge hierin aus Befehl des Königes nehmen solte. Die Magd rieffe ihrer Frauen / diese / als sie die Stiegen herab kommen /und deß Soldaten Anbringen vernahme / antwortete ihm / daß sie noch eine junge Frau were / und erst neulich geheurathet hätte / ihr Mann were verreyset und nicht zu Hauß / sie sey allein mit einer Magd /würde sich also übel schicken / daß sie eine Manns-Persohn solte einlassen. Der Soldat liesse sich diese Antwort nicht irren / und sagte zu ihr / es sey ihm Leyd / daß er ihr beschwerlich fiel / gleichwohl were es zu spat / daß er umb eine andere Herberge umbsehen solte / seine Cammeraden weren schon alle einlogiret / so hätte es auch nicht das Ansehen als ob er auf der Gassen schlaffen müste / er bitte sie / ihn hinzuweisen / wohin es ihr beliebet / er wolte ihr so wenig Ungelegenheit machē / als es ihm möglich sey / anders würde sie Ursache geben / daß er mit Gewalt suchte / was sie doch guthwillig zulassen könte: Dieses verdrosse die junge Frau zwar sehr / aber weil sie sahe / daß sie sich vergebens wiedersetzen würde /und daß er Gewalt brauchen dürffte / sagte sie zu der Magd / sie solte ihn[567] lassen herein gehen / und auff der obersten Bühne in einem Winckel schlaffen weisen. Als nun dieser junge Kerl in das Hauß trate / sagte er zu der Frauen: Meine Frau / ich habe noch nicht zu Nacht gegessen / doch begehre ich auch nichts von euch / und weiß wohl / daß ihr nicht schuldig seyd /mir etwas Essen zu geben / dann der König bezahlt uns deßwegen; weil es aber schon spät ist / unn ich nichts mehr in der Stadt bekommen kan / so thut mir den Gefallen / und lasset mir etwas geben / ich will es bezahlen. Was / sagte sie zu ihm / meynet ihr / daß dieses Hauß eine gemeine Herberge oder Gar-Küche sey? gehet hin schlaffen wann ihr wollet / dann zu Essen bekommet ihr hierinn nichts. Wie er nun bey sich dachte / daß er ausserhalb schwerlich etwas zu Essen würde finden / und sich befürchtete / wann er wieder hinausgienge / daß man die Thür hinter ihm zuschlagen würde / als wolte er lieber ohne Essen schlaffen gehen. Man wiese ihn oben auff die Bühne /in ein sehr schlecht Bette. Weil nun dieser Soldat sehr übel lage und fast für Hunger sturbe / hatte er nicht grossen Lusten zu schlaffen / er wendete sich stets von einer Seite auff die ander / und kunte kein Auge zubringen. Eine Stunde ohngefehr hernach / als er sich zu Bette geleget / sahe er sich an allen Enden um / und wurde ein Licht gewahr / daß durch ein Riß deß Bodens schiene; er war begierig zu sehen was daß were / stunde in seine Hemd auff / legte sich nieder auff die Erde / und sahe / daß dieses Loch in eine schöne Kammer unter ihm gienge / welche mit Tapeten und Haußrath schön gezieret war / es brante ein grosses Feuer darein / dabey giengen zwey Spiesse voller Feder-Wilpret / die junge Frau mit der er geredet / sasse bey dem Feuer in den Armen eines jungen Advocaten / oder welcher doch ein solcher zu seyn schiene / dann er hatte einen[568] langen Rock an / und die Magd wendete die Spiesse umb. Ha! Sagte er bey sich selbsten / ist daß die Frau / die keine Mann-Persohn in Abwesenheit ihres Manns in das Hauß lässet. Er sahe den Tisch decken / die Flaschen mit Wein herbey bringen / welche man in Eyß-Wasser abkühlete / wie es der Brauch ist im Sommer: kurtz / er sahe die Speisen auff den Tisch setzen. Wie sie nun die Hände wuschen / höreten sie an die Haußthür klopfen; die Magd steckte den Kopff zum Fenster hinaus / und nachdem sie gefragt / wer da sey / erkante sie an der Stimme / daß es der Hr. deß Hauses were / den man erst über zwey oder drey Tage erwartete / daß er wieder von seiner Reyse kommen solte. Die Magd sagte gantz bestürtzt zu ihrer Frauen / Ach! Frau unser Herr kombt. Die Frau erschrack zum hefftigsten / und wuste nicht was sie thun solte / sie konte den Advocaten nirgends verbergen / dann sie hatte sonst im Hause keine Kammern / als diese / und eine andere daran / darinn die Magd schlieffe / solte sie nun diesen Kerl in der Magd Kammer verbergen / so hätte er nicht können heraus kommen / daß man ihn nicht gesehen hette; dann er konte nicht anders als durch diese Kammer wieder heraus kommen; solte sie ihn oben auff die Bühne verstecken / wo der Soldat schlieffe /so were solches auch nit rathsam / daß man diesem fremden die Sache entdeckte / und einem solchen vertraute / den sie nicht kante / der allenthalben ihre Schand könte ausbreiten; solte sie ihn aber in Gegentheil hinunter führen / so waren nur die Stiege da /auff welche der Mann hinauff gehen muste / der vor der Thür stunde: Alles was sie in der Eyle thun können / ware / daß sie den Advocaten hinter das Bette versteckte / und einen grossen Schranck der dabey stunde / auffschlosse / in welchen sie das Essen thate /wie sie es[569] von Tisch nahme / die Schüssel / die Teller / die Servetten / den Wein / das Obst / den Confect /das Tisch-Tuch / und alles zusammen; sie legte den Teppich wieder auff den Tisch / und setzte sich zum Feuer; unterdessen wurde der Mann ungedültig / daß man ihn so lang vor der Thür stehen liesse klopffte etliche mahl an / und rieffe / man solte ihm auffmachen; welches auch endlich geschahe / er gieng in das Hauß die Stiege hinauff / und fande seine Frau bey dem Feuer sitzend / die ihm um den Halß fiel / und sagte: Ach mein lieber Man / wie bin ich so froh / daß ich euch sehe / ich habe nicht gedacht / daß ihr so bald würdet wieder kommen. Mein Schatz sagte er zu ihr /weilen ich meine Geschäffte viel eher verrichtet / als ich gemeynet / bin ich in aller Eyl wiederkommen / so sehr hat mich verlanget euch zu sehen / ich bin heut neun Meilen geritten / damit ich noch zeitig nach Hauß kommen möchte; Aber (fragte er) was bedeutet dieses grosse Feuer? Ach! Mein lieber Mann sagte sie zu ihm / ich habe so grosses Bauchgrimmen / und dahero dieses Feuer machen lassen / etlicht Tücher zu wärmen / und mir dieselbe auff den Leib zu legen; ich halte davor / es sey mir dieses von dem Schrecken kommen / den ich diesen Abend gehabt / indem ein Soldat kommen / welcher Herberge hierin begehret /sagend / daß er Königl. Befehl habe; hierüber hab ich mich so erzürnet / daß ich solte eine Mannspersohn in das Hauß lassen / wann ihr nicht heimb seyd. Als der Soldat dieses hörete / dachte er nun ist es Zeit / daß du dich auch hervor machest / weil man dich auch mit ins Spiel ziehet / er kleidete sich geschwind an / und spitzte doch dabey die Ohren / das Ende ihrer Rede zu hören. Der Mann sagte zu ihr / meine liebe Frau /damit ist es nicht außgericht / ich habe noch nicht zu Nachtgessen / es hungert mich überaus[570] sehr / habt ihr nichts daß ihr mir gebet? Ich / mein lieber Mann /sagte sie zu ihm / was solt ich haben / da ich doch euer nicht gewärtig gewesen? Meynet ihr / wann ihr verreyset seyd / daß ich die gewöhnliche Speisen koche? Ich nehme verlieb mit einen braten Apffel / so ist die Magd auch mit einem zu frieden. Der guthe Mann sagte / so ist dann daß beste Mittel / daß ich ohne Essen schlaffen gehe / dann umb diese Stunde etwas in dieser Stadt zu bekommen / darff man nicht hoffen. Indem er dieses sagte / war der Soldat herab gangen / und klopffete an der Kammerthür / es wurde ihm auffgemacht / er grüste den Herren / ihn umb Verzeihung bittend / daß er seiner Frauen Ungelegenheit verursachet / indem sie ihn nicht herbergen wollen; er seye aber aus Königl. Befehl hieher kommen /zeigte ihm darauff den Zettel / damit er es nicht übel möchte auffnemen. Jedoch sagte er / mein Herr / so kan sich seine Haußfrau nit über mich beklagen / daß ich daß geringste zu ihr solte gesagt haben / daß ihr Mißfallen. Sie antwortete / ich beklage mich auch deßwegen nicht. Der Soldat sagte / mein Hr. ihr habt noch nicht gessen / ich auch nicht / wann es euch beliebet / so will ich euch und der Jungfrauen ein Nachtessen verschaffen / wie ich euch dann leichtlich eine treffliche Mahlzeit zurichten kan. Wie ist das müglich / fragte der Herr / da doch um diese Zeit nichts in der Stadt zu bekommen ist? seyd deßwegen nur unbekümmert / sagte der Soldat / das Essen soll indem auffgesetzet werden. Ich will euch frey bekennen / und ihr werdet mich bey der Obrigkeit nit angeben / daß ich etwas mit der schwartzen Kunst kan umgehen /und daß ich den Geistern befehle / alles was mir nur gefält; lasset mich nur machen / so will ich euch zeigen / daß ich Credit in der Höllen habe / da man die Speisen eben[571] so guth zubereitet / als hie zu Land. Hierauff nahme er einen kleinen Stecken / so bey dem Feuer stunde / machte einen Kreiß um sich herum /unn wie er nun ein überaus verschmizter Schalck war / murmelte er etliche undeutliche Worte daher / die er in seinen Gehirn ersonnen / und die andern nicht verstehen konten. Nachdem er nun viel seltzame Geberden gemacht / dem Possen einen desto grössern Schein zu machen / sagte er überlaut: Ich befehle dir /daß du jetzund alsobald vor meinen Wirth seine Hauß-Frau und mich / ein Nachtessen hieher bringen lassest; sehe aber wol zu / daß du uns nicht schlecht tractirest. Was beliebet nun den Herren zu Essen? Fragte er den Herren. Dieser antwortete gantz erschrocken / alles was dem Herren beliebet. Hierauff sagte der Soldat: So bringe dann alsobald eine gute Suppe mit Gekräut zubereitet hieher / ferner einen gesottenen Capaunen / einen guten gebratenen Capaunen / ein paar Feld-Hüner / ein Häßlein und 2 Schnepfen; welches das Essen war / so er bey dem Feuer gesehen / und Zeit genug gehabt hatte solches zu mercken. Ist dieses genug / sagte er / Herr Wirth? derselbe antwortete / ach! Herr / es ist dreymahl mehr als vonnöthen ist / was wollet ihr mit so vielen Essen thun? Gehe / sagte er / noch ein dutzent Lerchen / die Zähn damit zu stichern. Uber das so verschaffe uns abgekühlten Wein / wie auch Confect und Obst in guter Ordnung; doch daß es alles zubereitet seye / wie es sich gebühret / und hüte dich woll / daß du nicht erscheinest / oder der Jungfrauen durch einig Gesicht einen Schröcken verursachest. Ich will / daß alles was ich von dir gefordert / sich in einem Augenblick wol zubereitet / in diesem grossen Schranck befinde / der hie stehet. Herr / sagte er ferner / lasset denselben auffschliessen / dann alles was ich jetzund[572] begehret /ist ohne Zweiffel darin / ihr werdet sehen / wie man mir in allen Dingen gehorchet. Die Frau sahe wol /daß die Sache entdeckt wäre / und daß sie sich umb sonst der Auffschliessung des Schrancks würde entgegen setzen / lobte daneben bey sich selbsten den listigen Fund des Soldaten. Es befanden sich alle begehrte Sachen stück vor stück fein warm und zu Essen bereitet in den Schranck mit grosser Verwunderung deß Mannes / der so bestürtzt ware / daß er nichts reden konte. Die Frau stellete sich ebenfals erschrocken wie er / ja sie hatte auch Ursach solches zu thun / doch erschracke sie auff eine andere Weise / als ihr Mann. Der Soldat / welcher die Stelle eines Hauß-Wirts vertrate / indem er davor wolte angesehen seyn / als ob er seine Haußleute tractirte / befahle / daß man den Tisch deckte / und die Speisen aufftrüge / weil sie noch warm wären / und weilen er sehr hungerig ware /schnitte er einen Fuß vom Capaunen / und asse alsobald davon / zu dem Hauß-Herren sagend / daß er trefflich guth sey / er solte ihn nur versuchen. Der Herr wolte sich kaum unterstehen von diesen Speisen zu Essen / welche wie er sich einbildete / aus einem so seltzamen Orth herkämen. Die Frau stellete sich auch verzagt / und sagte / sie getraute nicht davon zu essen. Der Soldat sagte zu ihr / sie solte sich nicht scheuen / sondern getrost davon Essen / sie würde sehen / daß es sehr guth sey. Er liesse Wasser bringen / umb die Hände zu waschen / hiesse den Herrn und seine Frau niedersitzen / und satzte sich neben sie; nahm einen Löffel / versuchte die Suppe / sagte sie sey nicht schlimm / bate den Hauß-Herren selbige auch zu versuchen / welcher es noch nicht recht wagen wolte / biß er aber endlich zu gelangt / und befunden / daß sie guth were. Letzlich waren sie der Sache alle beyde bald gewohnet / und[573] mein guter Soldat / der zuvor fast vor Hunger gestorben gebrauchte sich dapffer / und zeigte / daß er ziemlichen Appetit habe / indem er so viel asse / als sonsten seiner 4 hetten essen mögen. Der Mann muste endlich die Speisen und derselben Zubereitung loben / und gestehen /daß in der Höllen eben so guthe Köche gebe / als zu Granada. Der Wein schmeckte ihnen trefflich / und war überaus kühl / unn das Obst zierlich in den Schüsseln gelegt; also daß der Mann bekandte / er sey in langer Zeit bey solcher guten Malzeit nicht gewesen. Wie sie nun wol gespeiset / truge der Soldat Mitleyden mit dem guten Advocaten / welcher mit truckenen Maul sehen muste / wie man daß seinige verzert /ob er schon ziemlich Hunger hette. Damit er nun denselben versichert / aus der Kammer hinter dem Bett hervor brächte / darumb sich derselbe ohne Zweiffel mehr bekümmert / als umb den Verlust seiner Malzeit / ersonne er einen artigen Fund: Nun woll / sagte er zu seinem Haußwirt / ihr werdet euch über mich nicht beklagen / ich hoffe / ihr werdet keinen Hunger mehr haben. Aber hiermit ist es noch nicht alles gethan /ich will euch auch den jenigen sehen lassen / der uns diese Mahlzeit spendirt. Die Frau als sie dieses hörte /befürchtete sich / er möchte entdecken / was sie so fleissig zu verbergen suchte / sagte deßwegen mit zitternder Stimme: Ach der Herr sey gebeten / und thue es doch nicht. Er aber / der wuste / was sie fürchtete /sagte zu ihr; Nein / nein / Jungefrau / seyd nur ohne Furcht / ich wil nit thun / was ihr vermeinet / so unhöfflich bin ich nicht / daß ich einer Frauens-Persohn solte Ungelegenheit verursachen / vertrauet mir nur. Der Mann begehrte diesen Gesellen auch nicht zu sehen; aber die Furcht war wol bey ihnen beyden unterschiedlich. Nein / nein mein Herr sagte der[574] Soldat /ihr werdet nichts sehen / das euch erschröcken möchte / seyd nur unbekümmert. Und ihr Jungfrau lasset nur alle Thüren auffmachen / so wohl hie oben / als unten die Hauß-Thüre; dann sonsten wo er keinen freyen Ausgang finden würde / dürffte er alles zerbrechen. Die Frau merckte / was er willens were zu thun; ach Gott sagte sie zu der Magd / mache geschwind die Kammer- und Haußthür auff / welches alsobald geschahe. Hierauff stunde der Soldat von seinem Stuhl /und sagte mit erhabener Stimme / und du / der du hie zugegen bist / der du uns so wol tractiret hast / der du uns siehest und hörest / gehe geschwind von hie hinaus / durch die eröffnete Thüren / damit du nichts zerbrechest / und zeige dich der Gesellschafft nicht in deiner gewöhnlichen Gestalt / dann sonsten würdest du verursachen / daß die Jungfrau vor Furcht stürbe; den Herren anbelangend / halte ich davor / daß er so leicht nicht erschrocken sey: Herr / sagte er zu ihm /in was vor Kleydung begehret ihr / daß erscheinen soll? er antwortete geschwind / weil ihn sehr verlangte / daß er aus der Kammer käme / in einen solchen wie es ihm beliebt. Alsobald sagte der Soldat / so gehe dann in einer Advocaten Kleidung / welcher eine solche Gelegenheit nach Wunsch zu entrinnen sahe /ruckte seinen Hut wol vor die Augen / damit er nicht erkennet wurde / gienge so geschwind als ihm müglich war / mitten durch die Kammer / und traffe die Hauß-Thür an. Als ihn der Mann sahe hervorkommen / wäre er fast vor Schrecken niedergefallen / und die Frau damit sie ihre Persohn in diesem auch wohl agirte / stellte sich als ob sie vor Furcht ohnmächtig worden; man risse ihr die Kleider auff / und legte sie in das Bette / da sich dann der Mann zu ihr legte: Der Soldat[575] aber gienge wieder nach seinem Bette zu / mit grösserer Begierde zu schlaffen / als er zuvor gehabt. Des andern Tages früh nahme der Soldat von seinem Wirt Abschied / der ihm tausendmahl dancksagte; als er zu dem Hauß hinaus gegangen / spehete er aus /wann der Mann außgehen würde / und sobald er dieses erfahren / gienge er wieder in das Hauß / und fande die Frau noch im Bette / deren er einen guten Tag wünschete; sie aber schämte sich und wolte sich unter die Decke verbergen. Als er dieses sahe / sagte er / wie so junge Frau / gönnet ihr mir die Ehre nicht /euch zu sehen? habe ich vielleicht etwas begangen /sie antwortete gantz und gar nit mein Herr / ich bin euch so sehr verpflichtet / daß ich mich schämen muß / wann ich euch ansehe. Hierauff complimentirten sie noch wenig / und wurden der Sachen eins / welches sie nicht abschlagen konte / in Ansehn des sonberbahren Dienstes / den er ihr erwiesen; zudem war er auch ein solcher Kerl / der diesen Gefallen eben so wol verdienet / als der Herr Advocat immermehr. Der guthe Mann aber erfuhre ebenso wenig davon / als er vom vorigen erfahren hatte.


Zum Beschluß:

Hierbey lassen wir es vor dieses mahl bewenden / und dafern wir vermercken / daß der Leser einigen Gefallen an diesen List- und lustigen Welt Händelen gehabt / wollen wir demselben mit ehistem den andern Theil davon mittheilen: Itzo machen wir diesen Erzehlungen ein Ende / jedoch sol gleichsam nach einer Commödie ein merckwürdiges Nachspiel / statt eines lustigen Anhangs / folgen.


ENDE.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 566-576.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Leo Armenius

Leo Armenius

Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.

98 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon