CCLVII. Der bezahlte Apotecker.

[565] In einer gewissen Provintz / so nicht weit von der jenigen gelegen / in welcher der Streit unter den meisten Fürsten der Christenheit glücklich geendet worden /begabe sich dieser artige Posse / den ich jetzunder erzehlen will. Ein Apotecker sahe einen jungen Bauers-Kerl der ziemlich einfältig schiene / mit einem Häßlein zu Marckt gehen / solchen zu verkauffen / und sagte zu denen die bey ihm waren: Ihr Herren / ich muß diesem Bauern eines anmachen und sehen / wie ich das Häßlein bekomme / ich will euch sagen wie. Ich wil ihn bereden es sey eine Katz / und wil mich hernach auff euch beruffen. Der Fund schiene guth zu seyn / und der Apotecker sagte zum Bauern: Vater /wo tragt ihr die Katze hin. Wie? antwortet der Bauer tölpel / sehet ihr dieses Häßlein vor eine Katze an. Du albern Tropf sagte der andere / wilstu mich bereden /daß diese Katze ein Haß sey? wen meynstu wohl daß du vor dir habest? ich will mit dir wetten umb so viel als der beste Haß werth ist / daß dieses eine Katze sey / und wir wollen jene Herren die dorten beym grossen Kreutz stehen / zu Richtern annehmen. Der Bauer zohe seine fünff Sinne zu Rath / trauete seinen Augen / und ginge die Wettung auff gemeltes Beding ein. Er aber war ziemlich bestürtzt / als diese Richter sagten /daß er[565] verlohrē hette; sie bildeten ihn ein es sey eine Katze schickten ihn mit leeren Händen nach Hauß /und verzehrten den Hasen; da sie dann der dummen Einfalt des Bauern genug lachten und spotteten. Wie der Bauer nach Hauß kam / fragte ihn seine Frau / wie theuer er den Hasen verkaufft / und wo das Geld were / so er davor bekommen / aber sie bekame Ohrfeigen zur Antwort / daß sie ihn dargesetzt / und eine Katze anstatt eines Hasens geben / der Streit ward endlich so hart / dz die Nachbern zulieffen / und genug zu thun hatten / sie von einander zu bringen / und muste der Dölpel unrecht haben / welcher bekante / daß ihn ein Apotecker betrogen hätte / und erzehlet wie es her gangen. Die Frau / so ziemlich verschlagen war /sagte / man muste dem Apotecker auch eines anmachen / und bedachte sich auf einen ander Possen. Sie füllete ein kleines Fäßlein fast gantz voll Menschen Koth / und tahte oben ohngefehr einer Handbreit Honnig darauff / welches ihr Mann zu dem Apotecker truge / und fragte / ob er Honnig kauffen wolte / er wolte ihm denselben um einen billigen Preiß lassen. Sie wurden des Kauffs eins / und der Bauer gienge mit seinem Geld frölich nach Hauß / weil ihm seine Posse so wohl angangen. Als derselbe offenbahr worden / wurde der Apotecker von seinen Mitt-Bürgern außgelacht / welche seiner spotteten und fragten / ob die Katz den Hasen gefressen / und Hönig geschissen hätte.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 565-566.
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