XXXII. Der kluge Advocat.

[52] Drey junge See-Räuber hielten sich ein Zeitlang zu Siena auff / allwo sie 4000 Ducaten in einer Wechsel-Banck gelegt / und dem Wechsler außdrücklich befohlen / er solle kein Geld außgeben / sie wären den alle drey bey einander / einer unter ihnen so Verschlagener als die andern / stellete sich / als wären ihm schöne Güter und Land-Sitze nächst bey der Stadt umb einen rechten Pfenning angetragen / welche er für alle drey kauffen wolt / deßwegen dem Wechsler kund gemacht wurde / sich gefast zu machen / dann sie in kurtzem all ihr Geld von nöthen haben wurden; Mittags gab dieser listige Fuchs Achtung auff seine zween Gesellen / welche mit andern auff die Jagt ritten: Dieser sprach zu ihnen / wie das er 50 Ducaten von nöthen / das Hauß mit Nothwendigkeiten zu versehen / und da die zween bey der Wechsel-Banck fürüberritten / der Dritte aber zu Fuß mitgieng / sprachen die zween Reitenden zu den Wechsler: Unser Mit-Gesell wird etwas von dir fodern / daß kanstu ihm geben / gedachten aber nicht / daß sie ihr Gesell betriegen würde: Dann er nam all ihr Geld auß dem Wechsel /und zog damit eylends davon. Alß nun die zween von der Jacht kommen / und verstanden / wie es gegangen / fiengen sie ein Rechts-Handel mit dem Wechsler an / sprachen: Er solte eine so grosse Summa Gelds nicht herauß gegeben haben /[52] sie wären den alle drey (laut mit ihme gethanen Vergleiches) beyeinander gewesen / darumb muste er ihnen die Summa noch einmahl bezahlen / wie sie dann ein solches Urtheil gegen ihm am Rechten ethalten. Dem Wechsler ward nicht unbillig Angst bey der Sach / gieng aber zu einem listigen verschlagenen Procuratoren / dem er seinen Handel nach der Länge erzehlet / und darüber Rahts begehrt: Der hieß ihn den folgenden Tag wiederkommen / weil er sich über die Sach bedencken wolte: Und da er den folgenden Tag wieder kam / sprach der Procarator zu dem Wechsler: Gehe hin mit deinem Klägern wiederumb für Gericht / bekenne daß du übel gethan / indem du das Geld bezahlet / dann laut des Vergleichs hätten alle drey beysammen sein sollen / und sprich: Du wollest die Summa noch einmahl bezahlen / jedoch laut dem Vertrag / daß nochmaln alle drey zu ihm kommen sollen. Als die zween Jüngling dieses höreten /liessen sie den Wechsler mit Frieden / dann sie sahen wol / daß sie viel zu lang auff ihren dritten Mann warten müsten.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 52-53.
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