XXXIV. Der überredete Baur.

[55] Als zu Zurzach / einem berühmten Flecken in der Schweitz / einsmahls auff einem Jahr-Marckte ein frommer Hauß-Mann 3 Ehlen blauen Tuch zum Kleide gekaufft / da beratschlagten sich 3 listige Schälcke / die solches gesehen / mit einander / wie sie mittelst einer behenden List / dem Bauren das Lacken abnehmen möchten / und da sie erfahren / wohin er seinē Weg nach Hauß zu nehmen hette / richteten sie ihre Practick also ins Werck; Der eine stellt sich nahe bey einen Flecken / der andere einen Musqueten-Schuß weiter / also noch weiter der dritte / welcher ein ansehnlicher Mann mit einen schönen Bart / solcher gestalt / daß je einer den andern sehen könte / als nun der Bauer mit seinem blauen Tuch aus dem Flecken kam / gieng ihm der erste umb etwas entgegen / als ob er in dem Flecken wolt / da sie nun zusammen kamen / sprach der Schalck zu dem Bauren / Gott grüß euch mein lieber Freund! Wie theuer habt ihr eine Elle dieß grün Tuchs gekaufft? Der Baur sprach / wie sagt ihr? Solte dieß Tuch grün sein? Nein sagt er weiter / es ich nicht grün sondern blau / und kostet dessen Ell 1 fl. /der Schalck verharret /[55] das Tuch wäre grün / der Bauer aber wolt mit ihm umb daß Tuch wetten / sofern er ihm so viel Geld daran setzet: Daß belobten sie beyde / immittelst nahet sich der andere Schalck /der auch sich stellete / als ob er schnur stracks in den Flecken wolt / und ob er den ersten nicht kennete /den sprachen die zween streitige an / er solte ihnen doch sagen / was das Gegenwertige Tuch für ein Farb hätte? Der sprach zu ihnen / ich glaub / daß ihr nicht gescheid seyd / sehet ihr nicht daß es grün ist? Der Bauer wolte noch nicht verlohren geben / dann er zweiffelt / es wäre ein angelegt Spiel (wie es auch war) sondern berufft sich auff den nachkommenden unpartheyischen Mann / wie dann der dritte alte Schalck darauff anlangte; als nun der Baur solchen alten ansehnlichen / und seinem Bedüncken nach /ehrlichen Mann ersahe / sprach er zu ihme: Mein frommer redlicher Mann / kommet herzu / und entscheidet mich von diesem Man / mit welchen ich gewettet habe / dieß hievor Augen liegende Tuch sey grün / und ich glaub es sey blau / was ist euer Meynung darüber: Da sprach der alte Schalck: Es muß ja ein jedes Kind sehen / daß dieses Tuch grün ist / da muste der arme Bauer das Tuch verlohren haben / und dem ersten Schalck zukommen lassen / der es hernach mit seinen beyden Gesellen theilete.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 55-56.
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