LXII. Der geteuschte Margraff.

[122] Zween Betrieger / welche an Geld zu kommen trachteten / machten mit einander einen Anschlag / daß einer von ihnen beyden sich vor einen perfecten Alchymisten außgeben solte / der andere hergegen vor einen Marck-Schreyer oder Quacksalber, dieser solte unter andern Dingen ein gewisses güldenes doch Schwartz-Gefäbtes Pulver / unter dem Nahmen Resch / zu kauff haben. Diese lose Betriger wusten aus dem gemeinen Gerüchte / daß Margraff Ernst von Baadē zu der Alchymia überauß grosse Beliebung trug / derhalben suchte der erste Audientz bey ihm / und erbot sich /unglaubliche Dinge zu thun / ja ihn selber in der Gold-Kunst zu unterweisen; der Printz ließ sich bereden / eine Probe zu sehen / und bestellete zu dem Ende alles / was / nach Anweisung des Künstlers /nöthig erachten ward.

Wie solches geschehen / sprach der Betrieger: Alles ist nun woll bestellet / und es mangelt uns nicht mehr / alß einig und allein das Pulver von einer gewissen Wurtzel / die man Resch nennet / welches ein Haupt-Stück bedeutet. Es ist in allen Apotecken /aber am besten bey den Marck-Schreyern zu bekommen. Augenblicklich muste ein Edel-Page hinlauffen /und von[122] dem Quacksalber etwas von diesem Pulver kauffen / welcher zu dem Ende seinen Kram recht vor dem Schloß außgeleget hatte / woselbsten er mittelst seiner starcken Stimme alle Leute an sich lockte. Als der Page zu ihm kam / und forschete / ob er die Wurtzel Resch zu kauff hatte / antwortete er mit Ja / und zwar solche / die viel besser wäre / als man sie in einer eintzigen Apothecken in der Stadt finden würde. Alsobald langte er von diesem Pulver auß einer Schwartzen Büchsē was herfür / und wog dem Edel-Knaben vor einen guten Groschen oder 2 Schilling ab. Dieser laufft eilends zu seinem gnädigsten Herren / und überliefferte das Pulver / welches der Betrieger alsobald auff das Queck-Silber schüttelte und das Gold wieder herauß nahme / welches er ohne Mühe vor ein sauberes Gold auff die Probe stellen kunte.

Dieses gefiel dem Fürsten so woll / daß er den Goldmacher / der seine Gedancken solcher gestalt vergüldet hatte / mit einer ansehnlichen Summa Geldes verehrete und ihm auff sein Ersuchen einen günstigen Abschied gab. Nach seinem Abzug fuhr er fort in der Goldmacher-Kunst sich zu üben / und es glückte ihm sehr woll / so lange das Pulver Resch währete. Wie aber dasselbe alles verbraucht war / und der Fürst aus den Apotecken mehr wolte hohlen lassen /da war kein Mensch zu finden / der dieses Resch kante. Daß also der Fürst den Betrug beklagte / und den Betriegern nachsetzen ließ / aber vergeblich /dann ihr Weg war der weiteste / und ihre Zeit die kurtzeste. Man hat dergleichen leichtfertige betriegerische Goldmacher zu allen Zeiten viele gefunden /doch hat es einer dem andern an List zuvor gethan.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 122-123.
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