LXI. Der betrogene Hertzog.

[120] Es kam einsmahls an den Hochfl. Wurtenbergischen Hoff ein Alchimist mit Gold inwendig an gefülten Todten-Kohlen / wie er nun dieselben in Tigel warff /in welchen der Mercurius gesetzet war / da muste das Gold nothwendig herauß Schmeltzen / und das Quecksilber verrauchen. Bißweilen hatte dieser Betrieger auch einen Jungen in einer Kisten verborgen /welcher / wann der Fürst die Kammer zugeschlossen hatte / herfür kam / und Gold in den Schmeltz-Tiegel warff / darauff er sich bald wieder verschlosse. Dieser Betrug ward auch zu letzt offenbahr / und muste der lose Gold-Macher (vel quasi) als ein Dieb und Betrieger / einen mit Gold-Blech bezierten Galgen beschweren. Bey vermeltem Hertzog von Würtenberg gab sich nicht lange nach dem ersten ein anderer Alchymist an / mit dem erbieten / er wolle den Fürsten in der Gold-Kunst unterrichten / daferne man ihn aber auff einem fahlen Pferde oder auff Lügen ertappen würde / so solte man ihm einen Strick zur Vergeltung gebē.

Dieser Bösewicht gab einen Kramer ein gewisses von guten Golde gefeiltes Pulver / mit Befehl / demjenigen / der es hohlen würde / das Loth vor einen Batzen oder 2 Schilling zu geben; hievon machte er Gold / dann es war gutes Gold / ob er ihm den Nahmen Nix gab. Der Hertzog ließ auch von diesem Pulver hohlen / und bekam Gold auff dieselbige Weise. Da meinte er / er wäre nun auß Nix ein perfecter Goldmacher worden / begabte also den Meister mit einer güldenen Ketten / und einem Pferd / und ließ[121] ihn seines wegs wandern. Nach seinem Abschied wolte der Hertzog von dem Kramer mehr Nix haben / fand sich aber betrogen / weil ihm dieser sagte / der vermeinte Alchymist habe ihm selber ermeltes Pulver zukommen lassen. Dieser Schelm kommet dem sogenanten Daniel aus Siben-Bürgen zimlich gleich.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 120-122.
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