LXXI. Der listig betrogene Hornträger.

[144] In einer gewissen Reichs-Stadt trug sichs zu / daß ein alter Mann eine junge Frau heyrahtet / welche sehr schön war / er aber ein glaub-loser Mann / so daß die Frau sich nirgends konte hinwenden / so war er allzeit hinter ihr. Auff eine Zeit trug sichs zu daß ein Kauffmann in ihrem Hauß logirte / welcher die Glaub-Losigkeit dieses Alten sahe / wuste nicht wie ers am besten angehen solte / daß er die Frau möchte allein sprechen. Endlich bedacht er einen Fund / und rieff des Morgens als der Mann noch auff dem Bette lag /umb zu trincken / der Mann der so früh nicht konte auffstehen / sagte gegen seine Frau: Gehet geschwinde zu dem Kauffmann / und höret was er wil /aber kompt geschwinde wieder. Sie ging hin / und fragte was sein Belieben wäre / er spricht / thut so wol und bringt mir einmahl zu trincken / welches sie thäte. Ich sehe wol sprach er / daß euer Mann so glaublos ist / daß man euch nicht einmahl kan zu Worte bekommen. Darauff sie antwortet / das ist war / aber ich weiß Raht: kompt Morgen Nacht umb ein Uhr vor mein Bette / denn ich liege an der Seite der Thür / und weckt mich auff / ich wil euch einen Gefallen erzeigen / welches er annahm zu thun / kame also des Nachts / wie sie Abschied genommen hatten / mit ihr seiner Liebste Lust zu pflegen / in dem erwacht sie aus dem Schlaff und griff ihn bey der Hand und hielt ihn fäst / rieff darnach[144] ihrem Mann aus dem Schlaff /und sagte gegen ihm / der Kauffmann versucht mich in Unehre zu bringen / und ist hier vor einer kleinen Weile gewesen / und sagte zu mir / ich solte in den Hoff kommen / daselbst wolte er meiner verwarten. Thut so wol und stehet auff / ziehet meine Kleider an /und gehet an meinen Platz sitzen / und wenn er noch nicht da ist / wird er alsobald kommen. Der Alte ließ sich überreden / und gieng hin / unterdessen verrichtet der Kauffmann mit der Frauen seine Lust. Wie nun solches geschehen / sprach die Frau zu dem Kauffmann / gehet nun hin zu meinem Mann / und haltet euch / als wenn ihr bey ihm schlaffen wollet. Der Kauffmann gieng hin / und fand den Mann in Weiber Kleidern sitzen / und sprach zu ihm / ja Lieb / sie ist schon hier / ich habe mich versäumet / das wolle sie mir zu gute halten / und begunt nach den Brüsten zu greiffen / und nach dem Schurtztuch zu langen: Ey nun / sagte der Kauffmann / und hatte unterdessen einen guten Knüttel schlug ihr tapffer damit umb die Rieben und sprach: Was meinstu Hure wol / daß ich es darum thue / daß ich bey dir schlaffen wil / nein /ich thue es dich nur zu versuchen / was du thun woltest. Wie der Alte nun wieder zu der Frau kam / sagte er: liebe Frau es gereuet mich / daß ihr nicht da gewesen seyd / es wäre nur umb einen Versuch zu thun gewesen / ich kriegt lustige Schläge / da ich mich hielte als ob ichs ihm vergönnen wolte. Aber die Frau lachte und gedachte bey ihr selbst / ich habs besser gehabt als ihr.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 144-145.
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