LXX. Die hintergangene Ehebrecherin.

[143] Auff eine Zeit bekam ein Balbierer Lusten bey eines Apotheckers Frau zu schlaffen / welche sehr schön war / wie er nun offtmahlen bey ihr angehalten / doch allezeit abschlägige Antwort bekommen / so trug sichs zu / daß der Mann ausgereiset war / gieng er also wieder zu ihr / und hielte jemehr und mehr bey der Frauen an / die Frau ließ sich entlich wegen Begierligkeit des Geldes überreden / giengen also beyde zu Wercke / wie nun dieß geschehen war / borgete er ihr einen Mörsel ab. Der Mann kompt wieder zu Hauß / als der Balbierer diß gehöret hatte / brachte er den Mörsel wieder hin / und sagte zu dem Mann: Er solte ihm nun das Geld wieder langen / daß er seiner Frauen zu Pfande gelassen hatte. Dem Mann kam diß frembde für / sprach derhalben zu seiner Frauen / ob sie von diesem Man ein Pfand genommen hätte / ich wil ihm wol 100. Gülden borgen / geschweige dann einen Mörsel zu leyhen. Die Frau böß und halb beschämpt / sprach: Ich wolte ihm nicht sonder Pfand wegleyhen / hat er den Mörsel wiederbracht? Ja sagte der Mann / es ist gut sprach sie / da ist dann sein Pfand wieder / aber ich[143] schwere ihm / daß er nimmer in meinem Mörsel wieder stossen soll. Ihe Mann aber wuste nicht was sie für einen Mörsel meinte / oder in welchem Mörsel der Balbier gestossen hatte.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 143-144.
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