Achte Szene

[220] Vorige. Hutterer und Sidonie erscheinen unter der Türe des Traktes.


FREY. Du hast nicht den Mut, den Schein des Leichtsinns auf dich zu laden, um dir ein treues Herz fürs ganze Leben zu gewinnen? Oh, um aller Heiligen willen, habe nur nicht die Schwäche, dich willenlos ins Elend stoßen zu lassen. Erhalt mir dein Bild rein, laß mich's nicht denken herabgekommen[220] und befleckt durch den steten Umgang mit der Gemeinheit. Hedwig, laß mich ganz aus dem Spiele, gedenke meiner gar nicht, vergesse mich, nur um deiner selbst willen, mit Hand und Fuß und jeder Fiber sträube dich gegen diese unselige Verbindung!

HUTTERER vorstürzend. Ah, bravo, das is schön, ein Kind gegen die eigenen Eltern verhetzen! Sie elender, undankbarer Mensch, ist das der Lohn, daß wir Ihnen in unsern Haus ein Jahr und sechs Monat Geld habn verdienen lassen?!

FREY wütend. Mißbrauchen Sie doch nicht den geheiligten Elternnamen, Sie opfern Ihre Tochter ja doch nur einer Laune – einer reichen Verschwägerung –, Sie schlagen Kapital aus Ihrem Kinde!


Hedwig ist auf eine Gartenbank gesunken.


HUTTERER. Herr – Sidi, halt mich, sonst geschieht heut noch ein Unglück!


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 220-221.
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