Fünfte Szene.

[24] Ferner und Höllerer. Der Hintergrund füllt sich nach und nach mit aus der Kirche zurückkehrenden Mägden, unter denselben treibt sich Muckerl herum.


HÖLLERER zu Ferner, der schweigend dasteht. Sikra! Dö Dirn' hat a Maul! Dö hat dich rechtschaffen putzt! Aber a feine Stimm hat s', ich hör s' gern, schad, daß s' nit weiter g'red't hat! – Boshaft. Schwiecher, wie is's, hast nit um d' Hand noch a bissel was auf mein' G'höft anz'schaffen? Aber wie d' blaß word'n bist? Hätt gar der Wildling 'n Nagel am Kopf 'troffen? Fürcht'st dich vor ihr?

FERNER aus dem Sinnen auffahrend. Narr! Ich bin der Bauer vom Kreuzweghof – ehender fürcht' man wohl mich! Dumpf. Unser Herrgott laßt's nit zu, daß ich an der zu Schanden wurd', er weiß, was ich für ihn tan hab, wieviel Messen ich g'stift' und was ich an die Kirchen g'schenkt hab und daß ich noch a gar gut' Werk im Sinn hab mit meim Suhn; ich hoff, der Herr wird 'n erleuchten mit seiner Gnad', daß er's einsieht, wie's zu sein eignen und zu unserm Heil is! Dann bleib'n die zwei Anwesen beinand' und g'hör'n meim Dirndl!

HÖLLERER. Das deine der Dirn', das meine g'hört doch für alle Zeiten 'm Toni!

FERNER. Mein Bub kommt heut oder morg'n, tätst mir einen G'fall'n, Schwiecher, wann d' nach 'm Kreuzweghof mitkamst, ich hab ihn von Kind auf nimmer g'sehn, is mir lieber, es is fremd wer dabei, wenn wir uns 's erste Mal wieder vor d' Augen kämma!

HÖLLERER. Ich bin schon dabei.

FERNER im Abgehen. 'n Toni nehm mer auch mit! Komm nur, ich hab 'n Knecht mit 'm Wagel eh zum Gartenzaun b'stellt. Beide durch die Scheuer ab.[24]


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Der Meineidbauer. Stuttgart 1959, S. 24-25.
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