Dritte Szene.

[79] Vroni, dann Liese.


VRONI sitzt angezogen auf dem Bett und liegt mit dem Oberkörper quer über dasselbe; ihre Bewegungen werden unruhiger, je lebendiger die Musik wird – sie erhebt sich, die Musik schließt. Was is's denn?[79]

LIESE pocht außen. Vroni! Vroni!

VRONI. Ah, die Ahnl ruft!


Sie steht auf und geht zur Türe.


LIESE. Vronerl, mach auf!

VRONI. Ja, Ahnl!


Schließt auf.


LIESE tritt unter die Türe. Die Pascher sind da! 's wird trawig im Haus, dös gang dich zwar nix an, du liegest da ruhig gnug vorm Lärm, und ich hätt dich a die erst' Nacht in der Hütten nit gern aufg'rebellt, aber wir brauchen dein Kammerl für ein' Stadtherrn, den die Pascher mitbracht hab'n.

VRONI. No, werd'n s' doch nit d' Leut a schon reinschwärzen.

LIESE. No, der is gar a traurig' War', sein' Büchs' is ihm losgangen, er hat sich selber ang'schossen und is kopfüber abi in d' Wildbachschlucht g'stürzt; wann die Pascher nit grad rechtzeit dazukämma, daß s' ihm noch derglengen können mit 'm Seil, wie er unt' hängt im G'strüpp, wo er sich derfangt hat, und dös sich schon loslöst unter seiner Schwer'n, so is er hin.

VRONI erschreckt für sich. Um aller Heilig'n willen, wenn dös der Franz wär!

LIESE. Ich bring ihn gleich, nimm derweil dein' Jopp' um und richt dir die Haar! Kannst nachher in mein Stüberl hinüber.


Ab.


VRONI zieht sich mechanisch an, wie die Liese gesagt. Ich mag's nit denken – es wird nit so sein! – Sollt der arme Bub um mich leiden! 's is g'wiß a fremd' G'sicht ...


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Der Meineidbauer. Stuttgart 1959, S. 79-80.
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