Zweite Szene


[7] Vorige. Marthe mit Anton von links.


MARTHE noch hinter der Szene. No, kimm nur, du Duckmauser, ich laß dich nimmer aus! Bist ja eh schon a halb Jahr verheirat, da därfst schon wieder ins Wirtshaus gehn.


Die beiden sind unterdem oben erschienen.[7]


ANTON resoluter, junger, wohlhabend aussehender Bauer. Na, ich denk, zwegn 'm Dürfen hätt ich doch früher auch niemand um Erlaubnis fragn müssn; aber es is kein Zeit, Mutterl, es is kein Zeit!

MARTHE behäbiges, altes Mütterchen mit rotem Regenschirm und Gebetbuch. Was nit gar, es war kein Zeit! Woher nehmet s' denn dann der Mesner, der 's vom Turm gibt? Wird s' doch der nit gstohln habn!

ANTON. Schau, Wirtin, a andermal, heut nit!

MARTHE. Ah, grad heut muß sein – und vorauf gehst!


Gibt ihm einen scherzhaften Schlag in den Rücken.


ANTON stolpert die Stufen in den Hofraum. No, mein Eingang hat der Herr schon gsegnet, sonst hätt ich mir sicher d' Füß verbrochen.

STEINKLOPFERHANNS halblaut. Nur vom Ausgang traumt ihm noch nix!

VEIT ihm entgegen. Grüß Gott, Gelbhofbauer! Sieht man dich a amol? Du bist seltsam!

ANTON. Dös sag ich auch! Du hast dein Alte sauber auf die Gäst dressiert. Kommt vor und sieht die Bursche. Jetzt is's gut! Da sitzt 's ganze Bandl beieinand!

ALLE. Grüß Gott, Gelbhofbauer!

LOISL präsentiert ihm den Krug. Wie geht's dir allweil?

ANTON. No, dank, 's muß recht sein, könnt nit klagen!


Tut Bescheid.


STEINKLOPFERHANNS. Nö, dös gfreut mich aber wirklich!

ANTON setzt ab. Der is auch da? No, der is mir schon der Liebste!

STEINKLOPFERHANNS ist aufgestanden, tritt zu ihm, treuherzig. Gelt ja? Mir mögen einander allmal leiden?

ANTON. Na wohl! Zu Veit. Laß mir ein Trunk bringen, wenn ich schon bleiben soll.

STEINKLOPFERHANNS. Mir sein Freund!


Drückt ihm die Hand.


MARTIN. Du, Gelbhofbauer, sag mal – ich hab 'n Großbauer[8] von Grundldorf schon vorign Sonntag und heut wieder bei uns herenten in Zwentdorf in d' Kirchn gehn gsehn – was sucht er denn da? Is ihm d' Grundldorfer Kirchen leicht nimmer anständig?

ANTON. Ja, das weiß ich nit!

SEPP. Höhö – du solltst doch wissen!

ANTON. Warum grad ich?

MICHL. Na, wir meinen nur, weil dein guter Freund dich grad früher 'm Großbauer sein Adjutanten gheißen hat.

ANTON zum Steinklopferhanns. Du bist doch a schlechter Kerl, soweit d' warm bist!

STEINKLOPFERHANNS. No, ich werd mich schon stellenweis bessern, wann nur erst wieder Winter wird.

ANTON. Du, hörst – laß dich mal anschaun – grad ins Gesicht!

STEINKLOPFERHANNS. Wie d' willst!

ANTON droht ihm. Na, die Händ gibst her, du wärst imstand und ziehest mir leicht derweil d' Pfeifen ausm Sack. Du hast mehr Praktiken wie a alter Rab! Hält die Hände hin.

STEINKLOPFERHANNS. Da hast 's all zwei!


Beide sehen einander starr an.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 7-9.
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