Zweite Szene


[60] Josepha, Rosl, Ursel, Hans und Tobias. Das Gesinde steht unschlüssig im Hof. Stellung dabei: Tobias, Hans, Rosl, Ursel.


JOSEPHA in der Küchenschürze, mit dem Kochlöffel in der Hand, belfert heraus in den Hof, wobei sie zu Anfang jedes Satzes unter die Türschwelle tritt und sich unter den folgenden Worten stets verliert, so daß die Endworte des Satzes nur unverständlich aus der Küche schallen. Stehts noch immer da? Ich frag eng, was ös noch dastehts? Auf[60] wen wartets denn? – Ins Heuen sollts ös gehn, habts ghört? 's wird mir schon z' dumm! – – –

So bedeuts doch 'n alten Tobias, daß aufn Bauer heut nit gewart werdn kann, heut nit und a Weil nit! – – –

Ich werd eng's schon angwöhnen, auf die Bäurin z' hörn! Ich bin hitzt der Oberst im Haus! Dumm Volk! – – –


Unterdem, sooft Josepha unter der Tür verschwindet, folgendes Spiel. Hans, ein junger Bursche, der den Finger in den Mund gesteckt hat, um das Lachen zu verbeißen, stoßt immer den Tobias an.


TOBIAS schwerhöriger Alter. Was sagt s'?! – Ich hör nix! Rosl verbeißt in ihrer Schürze das Lachen und stößt dabei Hans an.

URSEL wischt sich mit der Schürze die Augen und sagt an passender Stelle. Na, aber so hrumschrein –! Dös is doch nit recht!

JOSEPHA tritt in den Hof auf die Gruppe zu. Muß ich eng leicht Füß machen?!

TOBIAS tritt ihr entgegen. Ich siech dich allweil reden, Bäurin – was hast denn sagen wolln?

JOSEPHA arbeitet, wie sie mit Tobias spricht, sehr energisch mit den Händen, um ihm wenigstens mimisch verständlich zu werden. An d' Arbeit – ins Heuen – sollts gehn!

TOBIAS der zum bessern Verständnis immer die Pantomimen Josephas kopiert. Ah ja – ah ja – ins Heuen – meinst – 's is aber der Bauer noch nit da!

JOSEPHA. Auf den wird nit gwart – der kann nimmer mithelfen – der geht bald fort – weit fort!

TOBIAS. Ahan – ahan – ja, ja – furt, meinst – ahan – da übri – no war's richtig Ernst? Jesses, Jesses! Das wird a hart Arbeit werdn, bis wir zwei uns verstehn; 'n Bauern hab ich bloß aufs Maul schaun derfen – aber du hast mir halt a gar zviel feine Stimm!

JOSEPHA. Mußt dich halt gwöhnen, mir auch aufs Maul z' schaun![61]

TOBIAS. Ahan – ahan – du hättst a a Maul? Jo, freilich –! Und willst du d' ganz Wirtschaft führn, Bäurin?

JOSEPHA. No ich muß doch!

TOBIAS. Du deutst »Ja«? Aber, Bäurin, du verstehst ja nix davon!

JOSEPHA. Ich verstund nix? – Hitzt schauts, daß 's mir 'n aus die Augen bringts, den alten Dummrian!


Schießt wieder in die Küche zurück.


TOBIAS während ihn die andern in die Mitte nehmen und alle mit Rechen und Sicheln durch die Mitte abgehen, sehr unschuldig. Mir scheint, hitzt is s' zornig wordn? – Wegn was is s' denn eigentlich zornig wordn? Droht ihnen. Habts gwiß ös eins was dreingredt?


Alle ab.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 60-62.
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