Achte Scene.


[292] Vorige ohne Florian.


ALTE HAMMER kommt mit einem Abwischtuch nach vorne. Ja, mein lieber Arthur, spottwenig werd' ich von dir haben. Unterm Aufräumen und Kochen, so im Umeiananderrennen kann mer doch nit alles frag'n und sag'n, was mer d' vielen Jahr' her gern g'fragt und g'sagt hätt'.

THOMAS. Zeit g'nug, Frau Mutter, der Bruder bleibt ja bei uns.

ALTE HAMMER. Na, das is schön und recht, aber –[292]

THOMAS. D'Frau Schwägerin und d'Fräula Nichte dürften vielleicht auch noch nachkommen.

ALTE HAMMER. Jesses, Maria – na! Das sagst erst jetzt?! Da hab'n mer ja nit g'nug z' essen! Da muß ich mir nur gleich 'm Nachbar sei' Madel ausborg'n und um a zweit's Gugelhupfbäk in der Nachbarschaft h'rumsprengen.

FRAU XANDL. Da brauchen S' nit erst 's Madel h'rumz'sprengen, Madam' Hammer; Sie sein mer noch allweil lieb und wert g'nug, daß ich Ihnen mit Vergnügen mein Gugelhupfbäk antrag', und ich bin Ihnen doch wohl hoffentlich a nit z' schlecht, daß S' von mir nix z' leihen nehmeten?

ALTE HAMMER. Na, wann S' so gut sein woll'n.

THOMAS. Aber freilich is d'Frau Xandl so gut, wie sie's ja immer is.

FRAU XANDL. Ui, Sö Schmeichler! Mit Ihnen hab' ich noch a Wörtl z' reden über'n Umgang mit Damen. Kommen S' h'naus in d'Einfahrt.

THOMAS. In d'Einfahrt? Mit Ihnen, wo S' grad so hübsch im Zug wär'n? Da g'spür' ich schon jetzt 's Reißen. Nein, meine liebe Frau Xandl. Aber wann ich Ihnen eigenhändig 's Gugelhupfbäk z'ruckbring', will ich Ihrer Rede keine Antwort stehen.

FRAU XANDL. Sö, aber daß S' Wort halten! Denn daß Ihnen so a Unart g'schenkt bleibet, das bilden S' Ihnen nit ein, Herr[293] Thomas! – Madam' Hammer, schicken S' nur zu mir, und wann S' vielleicht sonst noch was brauchen, ich leih' Ihnen gern von meinen Sachen, vielleicht g'wöhnen dö sich dabei mit der Zeit ans Haus. Herr Doktor,'s g'freut mich, die Ehre gehabt zu haben, und sollt' ich's nächste Jahr nimmer in der bewußten Weis' dienen können, so hoff' ich doch, Sie werd'n auch mir in einer andern Veränderung nit entgegen sein, g'schame Dienerin! Boshaft. B'hüt Ihnen Gott, Herr Thomas! Ab durch die Thüre Seite links.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 10, Stuttgart 31898, S. 292-294.
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