2.

[7] Mir sind deine schwarzen Augen,

Wie Fahnen auf dem Zelt

Von unserm Herrn zu Bagdad,1

Wo der Halbmond Wache hält.


Roßschweife ihn umflattern –

Wie Wolken des Mondes Pracht

Umwallen auf dem Zelte

Der allbedeckenden Nacht.


Ich bin ein Kalif des Geistes,

Ein Mehrer des Reichs fürwahr.

Doch ein König ohne Land nur

Im großen Weltbazar.


Einen Schatz nur hat der Kurde

An Harmonia's Bucht:

Die stolzen Feuerrosse

Von Kochlani's alter Zucht –


So habe ich nur den Simurg,

Den alten Fabelgreif;

Der trägt mich zum siebenten Himmel

Aus seinem flammenden Schweif.


Den Isthakar-Schatz kann ich heben,

Den Gott meinem Innern verlieh,

Und mit Salomos Siegel beschwören

Die Geister der Phantasie.
[7]

O könnte ich mir beschwören –

Nicht die Fürstin von Saba, nein,

Nur Dich. So folge ich immer

Deiner schwarzen Augen Schein.

Fußnoten

1 »Schatten« und »Nacht«, die schwarzen Reichs-Banner des Kalifen.


Quelle:
Wilhelm Arent (Hg.), Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig 1885, S. 7-8.
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