2.

[77] Ein Rätsel tritt das Heilige ins Leben,

Ein Rätsel wohnt es in des Busens Gründen;

Es wandelt, wo die Blitze Wolken zünden,

Geahnet kaum dahin im leisen Schweben.


Daß wir die Herzen und die Händ' erheben

Und Unsichtbares brünstiglich verkünden,

Muß alles, was wir irdisch sehn, verschwinden:

Im freisten Tode blühet freistes Leben.


So fahre hin, du Nichts, du dünner Schemen,

Der Leben heißt, und laß die hohen Bilder

Der ew'gen Liebe auf mit Göttern steigen!


Dich, Braut der Engel, will ich mit mir nehmen

Im Himmelsfluge, denn du leuchtest milder

An Ruh' und Glanz als alle Stern' im Reigen.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 77.
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