13.

[51] Traum ist das Leben,

Schatten von Träumen der Jugend Lust,

Wolken verschweben,

Also die Bilder der Menschenbrust;

Alles ist Wanken,

Sinken und Steigen,

Selbst die Gedanken,

Sterblicher, sind nicht dein Eigen.


Doch willst du bauen,

Bauen auf das, was vergänglich ist,

Doch willst du trauen

Dem, was das Maß der Sekunde mißt;

Trug aus Betruge

Spinnen und weben

Taumelnd im Fluge,

Eitler, das heißet dein Leben.
[51]

Sagt mir denn keiner

An, wie die Unruh' zu Ruhe wird,

Tröstet denn keiner

Sehnsucht, die schmachtend im Busen girrt?

Himmlischer Glaube,

Magst du nicht finden,

Wie auf dem Staube

Wir uns das Bleibende gründen?


Ach! nicht hienieden,

Nicht wo in Gräbern die Asche liegt

Suche den Frieden,

Nicht wo die Freude mit Winden fliegt.

Arbeit und Tränen

Irdischem weihe,

Aber dein Sehnen

Stelle zur himmlischen Bläue.


Da gehn die Lichter,

Ewige Spiegel der reinsten Lust,

Liebende Richter,

Liebende Tröster der Menschenbrust;

Dahin gerichtet,

Was dich bedränget!

Da wird gelichtet,

Was dir hier Nacht noch verhänget.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 51-52.
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