VII.

[18] KAISER von innen.

Wie könnt ihr denn die Thüre zumachen?

RITTER.

Ich soll ja des Kaisers Thüre bewachen.

KAISER.

Daß niemand zur Thür hinein soll kommen,

Dafür seyd ihr hier angenommen.

RITTER.

Wer weiß, ob ihr nicht des Kaisers Stimme nachmacht,

Da werd ich von euch nachher ausgelacht,

Will erst durchs Schlüsselloch euch besehen,

Eh ich den Schlüssel wage umzudrehen.

KAISER.

Nun sehet nur recht mein kaiserlich Gesicht.

RITTER.

Ich sehe ein dickes Fleisch, das spricht,

Jetzt seh ich die Krone, und öffne die Thür.[18]

KAISER.

Für diese Vorsicht empfange von mir,

Den großen Orden vom Hosenträger,

Du scheinest mir gar ein tapferer Schläger.

Sag an, hast du nicht den Kanzler gesehen,

Ich kann allein die Maschine nicht drehen.

RITTER.

Er ist gegangen zum dunkelen Wald,

Er holt noch Bauholz und kommt wohl bald.

KAISER.

Ich meine, das Haus sey schon beendet.

RITTER.

Es fehlt noch die Kunst, die alles vollendet,

Die Widderköpfe an allen Säulen,

Die müssen die Ritzen der Balken ausheilen;

Wir schmückens in reinem griechischen Styl,

Hier koch ich im Topfe der Zierrathen viel.

KAISER.

Der Widderkopf hier, ich muß es gestehen,

Thut meinem Rathe etwas ähnlich sehen.

RITTER.

Ein jeder Mensch hat etwas vom Thiere,

Damit er sich nicht zu edel aufführe.

KAISER.

Nun sagt mir Freund, ich staune schon lange,

Was dort für ein Ringlein am Finger euch prange.

RITTER.

Die liebliche Braut, sie hat ihn geschenkt,

Und wie ich ihn küsse, sie meiner gedenkt.

KAISER.

Das ist doch gar ein kurioses Ding,

Meiner Frau verehrt ich einen gleichen Ring.

So ähnlich hab ich noch gar nichts gesehen,

Ich muß zu meiner Gattin gleich gehen,

Ja nehmt es nicht übel, ein Spas fiel mir ein,

Ich werde gleich wieder bei euch seyn.


Quelle:
Achim von Arnim: Das Loch. Berlin 1968, S. 18-19.
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