4.

[228] Nun wollt ihr hören, wie lang die Frau des Lebens pflag,

Ohn Essen und Trinken hat sie kein Noth,

Als ich euch will bescheiden.

Fürwahr sie lebt bis an den eilften Tag,[228]

Da schied die Zart, die Werth davon,

Dem Herrn geschah groß Leiden.

»Ach Gott wie soll es mir ergahn,

Daß ich die liebste Fraue mein

So unehrlich hab verrathen

Und ihren werthen Dienstmann,

Ich fürcht es wird mir viel zu schwer

Mein Seel die muß leiden Noth.«

Der Herr der stand und sah den grossen Jammer an:

»O Herre Gott, daß ich sie beyde samt verrathen han!«

Der Herr ein Messer in sein eigen Herz stach,

Es wende dann Maria und ihr liebes Kind

Sein Seel muß leiden Ungemach.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 228-229.
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