Dritter Auftritt.

[45] Volpino, die zween Bedienten mit dem Koffee, und die Vorigen.


HERR VON BÄR. Hä! Servus Herr Ganymedes! Zu den Bedienten. Peter! einen Sessel. – Jakob![45] noch eine Schaale. Volpino macht viele Verbeugungen; die Bedienten befolgen alles, und gehen ab.

HERR VON WOLF. Was trinken Sie lieber, Herr Ganymedes? Wein oder Kossee? Herr von Wolf schenkt ihm beydes ein.

VOLPIN. Mir ist alles einer Gnade.

HERR VON WOLF. Setze sich der Herr. Volpino setzet sich. Mich erfreuet es, den Herrn Ganymedes ganz und unverletzt zu sehen.

VOLPIN. Warum?

HERR VON BÄR. Nu! so lasse ihn der Herr Bruder trinken.

VOLPIN. Euer Gnaden erlauben, auf Ihre Gesundheit und gute Glücke! Trinkt ein Glas Wein aus.

HERR VON WOLF. Ich danke.

HERR VON BÄR. Ich danke. – Aber bey meiner Seele, ich stund in Sorgen, daß Herr Ganymedes würde zerrissen werden.

VOLPIN. Wie so?

HERR VON WOLF. Der Adler war ja ganz grimmig und rasend, welcher Sie, mein Herr Ganymedes entführet hat.

VOLPIN. Wie? – entführt? – Meine Parte war aus, denn bin ich selbster gegangen. Sie trinken Koffee.

HERR VON BÄR. Ja? – selbst gegangen? – und dieses aus Furcht, – und aus Respect – nicht wahr? – Herr Raudi Maudi?[46]

HERR VON WOLF. Das war Nachsicht. – Man muß solche haben – wenn man bey dem schönen Geschlechte – was rechtes gelten will.

HERR VON BÄR. Natürlich. – Sonst wär er nicht der Ganymedes von dem ganzen habichtischen Hause.

VOLPIN. Euer Gnaden belieben mit mir ihrer gnädiger Spaß zu haben.

HERR VON WOLF. Wie? – ist das Spaß? – wenn die gnädige Frau, die Fräule, und die Köchinn unter sich um den Herrn eifern – und sich erbittern bis zum Augen auskrazen?

VOLPIN. Daß mögen Sie – weis ich nichts davon.

HERR VON BÄR. Er macht mit Ihnen, was er will – Er ist im Ernste Patron und Eigenthümer von allen dreyen.

VOLPIN. Patron! – Eigenthümer? Nachdenkend. Das wäre eine große Glücke für mich.

HERR VON WOLF. Ein Glück, viel dabey zu gewinnen.

HERR VON BÄR. Ja! wenn Sie ihm feil wären.

VOLPIN. Spaß aparte. – Mir ist meine Rock feil, wenn man für die Rock mehr bezahlet, als sie werth ist. Wenn die gnädiger Herren wollen. – Ich als Patron und Eigenthümer licitire alle drey in der Ernst. – Via! wer giebts mehr!

HERR VON WOLF lacht. Gut Volpino! ich bin dabey.[47]

HERR VON BÄR. Ich auch.

VOLPIN. Ma con Patto, daß ich auch mit licitire.

HERR VON BÄR. Verstehet sich.

HERR VON WOLF. Welche ist die erste? Alle stehen von der Tafel auf.

VOLPIN. Meine gnädiger Herren! das Povel sucht man allezeit an der ersten weg zu bringen, folgsam wird Lisel Köchinn am ersten licitirt. – Lisel die Köchinn ist verkauft für fünfe Gulden. – Der erstemal; – wer giebts mehr? – Der zweytemal! – Messieurs! ist sie mehr gut als schlimmer Waare – ist verkauft für fünfe Gulden – der erster – der zweyter – und der dritter. – Messieurs! mag sie niemand? – Ist sie ja so wohlfeil wie die Roß von die Fiackres. – Ha! ist verkauft der erster – der zweyter – und der drittermal. – Ha! bleibt Lisel der Köchinn mir.

HERR VON BÄR. Ich gratulire, Herr Volpino!

HERR VON WOLF. Gut und wohlfeil gekauft.

VOLPIN. Ich bedanke mir, für ihre Discretion, daß Sie mich nicht gesteigert haben.

Aria.

Von Volpino.


Gleich und gleich gesellt sich gerne,

In der Näh', wie in das Ferne;[48]

Sie ganz Schmier, ich ganz schwarz,

Taugt zusamm wie Pech und Harz.

Ju! ju! ju! ju!


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 45-49.
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