Vierter Auftritt.

[49] Beyde Bedienten und die Vorigen.

Die Bedienten kommen die Tafel abzudecken.


HERR VON WOLF. Bravo Herr Volpino! eine gleiche Heurath, eine glückliche Ehe.

HERR VON BÄR. Da vermehrt sich das Heurathgut von sich selbsten.

VOLPIN. Ha! dieser Rede ist mich nicht deutsch genug. – Gnädige Herren! die Heurathgut werden Sie erlegen müssen, sonst hört der Licitation auf. – Bey meiner Seele! so wahr ich Volpino heiße; keiner soll seine Geliebte bekommen.

HERR VON BÄR lacht aus vollem Halse. Nu! wie theuer ist denn die Frau von Habicht.?

VOLPIN. Das wird der Licitation ausweisen.

HERR VON WOLF. Gut! so rufe der Herr eine von den zweyen aus.

VOLPIN. Nu die gnädiger Frau von Habicht hat das Vorzug; Sie ist geschätzet 300 Dukaten. – Via! wer giebts mehr?

HERR VON BÄR. Hu! hu! – wohin?

HERR VON WOLF. Sie ist verkauft.

VOLPIN. Ist vertauft für 300 Dukaten. – Der erstemal Mit einer ganz kleinen Stimme.[49] und eine Groschen. – Ist verkauft für 300 Dukaten und einer Groschen – der erstemal. – Hä! fingt sie schön, wie das Kanariodgele auf der Werkt.

HERR VON BÄR. 301 Dukaten.

HERR VON WOLF. 400 Dukaten.

HERR VON BÄR abseits zum Wolf. Herr Bruder! das ist nicht freundschaftlich.

VOLPIN. Und eine Groschen. – Ist verkauft für 400 Dukaten und eine Groschen – der erstemal. – Der zweytermal – und der – hä! ist die gnädiger Frau junge schöne Wittib; hat sie keine Kind, und ist sie ledig, wie eine Jungfrau. – Kann die gnädige Frau unter 500 Dukaten nicht verkaufet werden.

HERR VON BÄR. 401 Dukaten.

HERR VON WOLF. 499 Dukaten.

VOLPIN. Und eine Polturak. – Ist verkauft 499 Dukaten und eine Polturak. – Der erster, – der zweyter. – Hä! – hat sie 40000 Gulden baare Geld. – Ist sie deutsche Operistinn gewesen, und kann sich noch mehr auf das Welt herum verdienen.

HERR VON BÄR. 500 Dukaten. – Aber beym Teufel keinen Heller mehr.

VOLPIN. Ist die gnädiger Frau von Habicht verkauft für fünfe hundert Dukaten, der erster – der zweyter – und der drittermal. – Gratulire zu die gute Kauf. – Wenn euer Gnaden in eine Stund die Geld bey meiner Meister erlegen,[50] so versichere, daß Sie heute auf das Abend der Versprechen mit die gnädiger Frau von Habicht haben sollen.

HERR VON WOLF. Herr Volpin! wenn es so ist, so darf die Fräule nicht licitiret werden. Ich erlege 500 Dukaten noch vor einer Stund bey seinem Meister. – Ist der Herr damit zufcieden?

VOLPIN. Ja, bin ichs zufrieden.

HERR VON WOLF. Wird der Herr aber Wort halten?

VOLPIN. Wenn ich nicht Wort halte, so lasse ich mich meine Nase und die Wäschelohr abschneiden. – Gnädiger Herr! hier ist meine Hand. Wolf schlägt mit Volpin die Hand ein. Itzt brauche ich Papier, Feder und Dinte.

HERR VON WOLF. Komm der Herr, in meinem Zimmer ist alles bereit. Beyde gehen ab in das Nebenzimmer.


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 49-51.
Lizenz:
Kategorien: