Zweyter Auftritt.

[70] Frau von Habicht., die Franzel, hernach die Lisel.


FRAU VON HABICHT zur Fränzl. Ihr! sagt der Köchin, sie soll zu mir kommen.

FRÄNZL. Gleich Euer Gnaden. Geht ab.

FRAU VON HABICHT. Nun will ich die Gesinnungen des Volpins inne werden. – Wenn Volpino den Ausdruck meiner Eifersucht erwogen hat, so bin ich versichert, daß er mich meiner Stieftochter vorziehen wird. – Ach der allerliebste Marches! – Ich hoffe, meine Köchinn wird ihren Auftrag gewiß gut befolget haben. Die Lisel tritt ein.

FRAU VON HABICHT. Nu! liebe Lisel, was giebts Neues?

LISEL. Sehr gute Zeitungen Euer Gnaden.

FRAU VON HABICHT. Heraus damit! geschwind heraus!

LISEL. Volpin hat Briefe von seinem Vater bekommen.

FRAU VON HABICHT. Weis sie etwas von deren Inhalt?

LISEL. Freylich. Erstens: sein Proceß geht gut, zweytens: wird er bald aufhören einen Rauchfangkehrer abzugeben.

FRAU VON HABICHT. Das freuet mich von Herzen. – Was sagte er aber über den Ausdruck meiner Eifersucht?[70]

LISEL. Er sprang vor Freude in die Höhe, und batt mich, Euer Gnaden zu sagen, daß er Ihre Hände tausendmal küsse; aber auch dabey seinen unterthänigsten Anwurf mache, daß, wenn Euer Gnaden die Marchesin, seine Gemahlin werden wollen, so sollen Sie ihm ganz kaltsinnig behandlen, und gegen Herrn von Bär eine ausnehmende Zuneigung bezeigen, damit weder er, weder die Nebenbuhlerinn, Ihre Fräule Stieftochter, etwas argwohnen können. Das mehrere würde er Euer Gnaden schon bey der musikalischen Lehrstunde entdecken.

FRAU VON HABICHT schenkt der Lisel einen Dukaten. Sage sie dem Volpino, daß ich mich über die Nachricht von seinem Vetter sehr erfreue; daß ich seinen Antrag mit besondern Vergnügen aufnehme; und daß ich alles so befolgen werde, wie er es verlangt. Die Lisel küßt der Frau von Habicht das Kleid, und geht ab.


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 70-71.
Lizenz:
Kategorien: