62. Hier lernt man Französisch.

[143] Während der langen Zeit, als die Franzosen in Deutschland hausten, hatte Jedermann von uns Gelegenheit genug, französisch zu lernen, und sogar jeder Bauer wußte sehr wohl, was Buger, tutswit, l'arschan u.s.w. heiße. Darüber braucht man sich auch nicht zu wundern, – hat es doch sogar das Vieh gelernt, wie folgende Geschichte beweiset. Ein Franzose hatte sich im Wirthshause etwas verspätet, und ging, ziemlich betrunken, nach dem Zapfenstreich heim ins Quartier. Unterwegs wollte er doch erfahren, wie hoch es an der Zeit sei, und klopfte an einer Hütte an, und fragte auf französisch: wie viel Uhr? Die Hütte war aber ein Schweinstall. Die Sau darin antwortete auf französisch (recht durch die Nase): ons! ons! das heißt auf deutsch: eilf. Der Franzos fragte weiter: ob's schon lange geschlagen habe? Da antworteten drin die Ferkel, ebenfalls auf französisch: wui! wui! das heißt auf deutsch: ja. Der Franzos sagte: Schwuremersi (höflichen Dank!) und ging seines Weges weiter. Als er nach Hause gekommen, sah er auf der Wanduhr, daß sie wirklich recht gesagt hätten, die drinnen in der Hütte.

Quelle:
Ludwig Aurbacher: Ein Volksbüchlein. Band 2, Leipzig [um 1878/79], S. 143.
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