Siebenter Auftritt.

[17] Leonore. Lisette.


LISETTE. Nun, was halten Sie von der Sache, bestes Fräulein?

LEONORE. Ach Lisette! wenig Gutes. Ich muß alle Hoffnung aufgeben, den liebenswürdigsten Mann von der Welt verlieren, und meine Hand einem andern reichen, den ich nie werde lieben können.

LISETTE. Das wäre gar zu traurig, mein Fräulein! – Wenn mans nur wenigstens dahin bringen könnte, daß das abscheuliche Verlöbniß aufgeschoben würde.[17]

LEONORE. Auch Das ist unmöglich.

LISETTE. – Legen Sie sich zu Bette, und siellen Sie sich krank!

LEONORE. Was könnte das helfen? Das Verlöbniß würde doch vor sich gehen.

LISETTE. Verlöbnisse im Bette gelten nichts; besonders, wenn keine Zeugen dabey sind. Und die Zeugen würde man Ihnen doch nicht vor ihr Bette führen.

LEONORE. Ach das sind vergebliche Anschläge, Lisette! Meine Ältern würden auf ihrem Entschlusse beharren; und ich überdem noch ihren Zorn gegen mich erwecken.

LISETTE. Ich könnte mich aber über ihre Ältern zu tod' ärgern: wahrhaftig, sie verdienen nicht, eine solche Tochter zu haben!

LEONORE. Schweig Lisette!

LISETTE. Nein! ich sag es frey, sie verdienen's nicht. Eine solche Tochter ist zu vernünftig und zu gut für solche Ältern. Jedermann wundert sich, wie Sie bey dieser Erziehung so haben werden können.

LEONORE. Nicht doch Lisette! solche Reden kann ich nicht hören. Ist mein Vater nicht der beste Mann von der Welt?

LISETTE. Aber nicht der beste Vater. Hätt' er seine Tochter nicht zwanzigmal um ihre Einwilligung fragen sollen, bevor er seiner eigensinnigen Gemahlinn die Vollmacht überließ, sie zu verheyrathen?


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 17-18.
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