Fünfzehnte Scene.

[35] Winter, Fledermaus. Beyde äußerst noble gekleidet. Winter in einer rothen Galla-Uniform mit reichen goldenen Epaulets, weißen Beinkleidern und weißen Strümpfen, einem französischen Degen und weißem Federhut. Fledermaus in einem Galla-Kleide, Chapeaupas, Haarbeutel, hoher Frisur etc. Etwas Carikatur. Hinterdrein ein Mohr, der Mantel und Käppchen unterm Arm trägt.


FLEDERMAUS. Rosel!

ROSEL. Was seh ich?

FLEDERMAUS. Deinen Bräutigam als Engel verkleid't.

ROSEL. Ist das Täuschung?

WINTER. Lauter Wahrheit! Wir haben Faust's Mantel gehoben. Treuhold hat sein Käppchen geerbt – ohne daß uns etwas Leides geschieht, sind wir Herren über geheime Mächte; und alles was wir wollen steht uns zu Geboth.

FLEDERMAUS. Ich kann dich jetzt gleich zu einer Gräfinn machen, ich laß dir einen kostbaren Wagen vorfahren, mit einem Pantoffel im Wappen und ein Papphäferl darneben, damit die Leut' deine noble Abkunft gleich sehen.

ROSEL mit sichtbarer Angst. Wer ist denn der Schwarze dort?

FLEDERMAUS. Das ist ein Practikant bey einem Rauchfangkehrermeister, auf Hochdeutsch ein Mohr.[35]

ROSEL sieht ihm auf die Füße. Du, schau seine Füße an!

FLEDERMAUS. Warum? Ein wenig mager! Zum Gehen sind sie gut.

ROSEL. Nein! Nein! du verstehst mich nicht. Er hat Bockfüße. –

FLEDERMAUS. Vielleicht ist er ein afrikanischer Schneider!

ROSEL. Scherze nicht! Lieber Treuhold, wenn ich ruhig seyn und dich heirathen soll, so thu' mir den Mohren weg – er ist ein böses Wesen, er macht mich unruhig –

FLEDERMAUS mit Beziehung. Da müßt' dein Husar auch ein böses Wesen seyn. Er macht mich auch unruhig. Thu' ihn auch weg!

WINTER halb laut. Das war ein guter Stich.

ROSEL bemerkt das. Hat aber kein Blut geben! – Ich weiß nicht was du immer eiferst. Wenn ich eine solche Person seyn wollte, wie du glaubst, an jedem Finger hätt' ich zehne. Aber ich bin brav; auf mich kannst du Felsen bauen. So eben war der Wirth da, hat mich mit seiner Lieb beschworen; hat mir zu lieb dir deine ganze Schuld schenken wollen, wenn ich ihm nur ein Bisserl gut bin, – aber standhaft war ich, standhaft wie ein Kosak im Feld. –

FLEDERMAUS. O du lieber Kosak![36]

ROSEL. Jetzt beweis' mir also auch deine Liebe. Geh, guter Fledermaus, thu' den Mohren weg.

FLEDERMAUS. Nichts mehr Fledermaus, seit dem sich unsere Glücksumstände geändert haben, heiß ich statt Fledermaus Papillon, und dieser Herr statt Winter Sommer.

ROSEL. Also, lieber Papillon, mach' mich so glücklich und jag' den Schwarzen weg; Sie sieht ihm immer mit Angst an. ich vergehe sonst vor Ängsten.

FLEDERMAUS. Es sey! doch nur gegen eine Bedingung. Der Husar muß auch verschwinden, und nie darfst du dein Leben mehr mit ihm reden, noch an ihn denken.

ROSEL herzlich. Ich versprech' dir's –


Winter nimmt den Mohren den Mantel, Fledermaus die Kappe aus der Hand.

Winter winkt, der Mohr verschwindet.


ROSEL. Dein Diener kann der arme Zachariesel seyn, das ist doch ein guter Bube; er hat ausgehalten in unserer Armuth –

FLEDERMAUS. Hast recht, bey unserm Glück soll er belohnt werden. Da kommt er g'rad; wart, Schatzerl, jetzt werd' ich dir gleich einen Beweis meiner Macht geben.[37]


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 35-38.
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