Sechzehnte Scene.

[38] Zacharieserl. Vorige.


FLEDERMAUS. Zacharieserl, das Schicksal hat mich glücklich gemacht; ich bin von einem Schuster in einen vornehmen Herrn avancirt – auch du sollst avanciren, du wirst von einem Schusterbuben ein Bedienter. Er winkt mit dem Käppchen. Ohne viel Umstände verwandelt sich dein Gewand in eine kostbare Livree! Es geschieht.

ZACHARIAS. O jerum, mein Herr ist ein Hexenmeister worden! Er besieht sich. A, das ist schon bestimmt eine Schönheit! wie g'freu' ich mich, wenn mich jetzt meine Bekännten sehen.

FLEDERMAUS. So dumm, die Worte: »das ist schon, hernach das Sprichwort vom Pöbel, das Wort ›bestimmt‹ und Bekännten statt Bekannten« und wie dergleichen Redensarten weiter lauten, darfst du nicht mehr aussprechen, Er winkt wieder. du wirst in Zukunft, wo es nöthig ist, nur hochdeutsch parliren. –

ZACHARIAS zuckt als wenn er einen Schlag auf den Mund bekommen hätte: (plötzlich affektirt deutsch). Ach das ist schöne, nun sprech' ich mahl ganz zart und fein! Ach ich danke verbindlichst, ich danke unzählige Mahle!

ROSEL. Treuhold! lieber Treuhold! ich vergeh[38] vor Freuden – das kann alles dein Kapperl, und du hast nichts dafür zu befürchten!

FLEDERMAUS. Nicht das geringste!

WINTER. Und Sie wollten uns nicht einmahl zu dem Ort unseres Glückes kommen lassen?

ROSEL. Ich war halt verblendet. Sie umarmt ihren Mann. Und wie schön du aussiehst, welche Pracht! Laß dich nur umarmen.

FLEDERMAUS. Auch du sollst schnell einer Fürstinn gleich sehen!


Er winkt, das dunkle häßliche Gewand fällt herunter, sie steht im eleganten Putze da.


ROSEL. Du mein lieber Mann! Besieht sich. Ich verweis mich nicht vor lauter Freuden.

ZACHARIAS sieht in die Coulisse, spricht sodann im preußischen Dialekte. O weh, jetzt wird die Herrlichkeit gleich ein Ende haben. – Da kommt der Hausherr und der Wirth auf uns zu, die wollen ihr Geld holen.

FLEDERMAUS küßt sich die Fingerspitzen vor Freude. Bravissimo, die Grobians sollen mich kennen lernen!


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 38-39.
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