[83] Türkisches Zimmer in der Nähe des Balles.
Fledermaus zieht Sophie herein. Sophie, der weibliche Dämon, hat hier, den gemeinen Schuster Fledermaus zu bestricken, die Manieren seines Standes und die Koketterien der Weiber aus seiner Umgebung angenommen.
FLEDERMAUS. Hier sind wir allein, göttliche Sophie, hier laß meinem Herzen Luft, dir seine Gefühle zu sammeln. O! Mädigen vernimm die Versicherung, daß ich nicht mehr leben kann ohne dich. –
SOPHIE. Jetzt hören's auf, Sie haben ja eine Braut!
FLEDERMAUS. Die wollen wir in diesem Augenblick ingnoriren. Ich sehe nur dich, ich bethe nur dich an – Sophie erhöre mich.
SOPHIE. Beschwören Sie mich nicht so; Sie wissen ja ohnehin, daß man Ihnen gut seyn muß; ein so vornehmer Herr mit so viel Geld, der darf heut zu Tag nur ein Mädel anschauen, so ist's schon weg. –
FLEDERMAUS schwärmerisch. Fühlst du das, Sophie?[83] Aber ich will dir auch den Himmel auf Erden bereiten. Du sollst keinen Wunsch mehr übrig haben. Alle will ich befriedigen.
SOPHIE. Alle? Ach Gott, drum hab ich Ihnen gleich so lieb g'habt. Schon als gemeiner Schuster haben Sie mir gefallen.
FLEDERMAUS ärgerlich. Du lüg' nicht, damahls hast du mich nicht ang'schaut. Ich erinnre mich recht gut an dich.
SOPHIE. Wie Sie reden. Wer Ihnen nicht gut seyn könnte, müßte ja gar kein Geschöpf seyn.
FLEDERMAUS. Wesen halt ein, das bringt mich um!
SOPHIE. Ja schaun's, Sie mögen's mir jetzt glauben oder nicht, aber Sie sind mein Alles. Sie sind zwar kein Adonis, au contraire, Sie sind auch kein Apollo, ganz im Gegentheil, aber Sie haben doch etwas so Liebes, Charmantes, Pagschierlichs, Manierlichs, daß man Ihnen gleich gut seyn muß, wenn man Ihnen sieht, – und daß einem völlig übel wird, wenn Sie einem lang ansehen. –
FLEDERMAUS. In der That? O du Engel!
SOPHIE. Ich wünschte mir nun nichts als einen kleinen Beweis von Freundschaft von Ihnen, auch ich würde Sie verehren, so lang ich lebe –
FLEDERMAUS. Verehren? Bloß verehren? Kindchen, ein Mann wie ich, will Liebe.
SOPHIE. Das Kindchen wird auch Liebe geben[84] und zwar kindliche Liebe, aber Worte sind doch nur Worte, ich möcht' halt lieber was Bestimmt's wissen. –
FLEDERMAUS. O du Unschuld! Weißt du was, ich kauf' dir kostbare Kleider.
SOPHIE. Jetzt gehn's mit den alltäglichen Sachen. Damit sinds heut zu Tage g'schwind bey der Hand –
FLEDERMAUS. Ich kauf dir Spitzen, ächte Schwals. –
SOPHIE freudig. Ächte Schwals?! Das müßte freylich nicht übel lassen – doch das ist alles nichts für mich!
FLEDERMAUS. Korallen, Perlen, Brillanten.
SOPHIE schreyt freudig auf. Perlen, Brillanten! In einem plötzlich mäßigen Tone. O mein Gott, das kennt unser eins ja gar nicht! Brillianten? Sagen Sie mir, seyn das so kleine glänzende Steine?
FLEDERMAUS. Ja, ja, aber ich kauf dir große so groß wie meine Faust –
SOPHIE. Wie ein Lusterglas vielleicht? nein, ich dank Ihnen, die mag ich nicht –
FLEDERMAUS. Nun was willst du denn?
SOPHIE. Sie müssen sich von Ihrer Braut trennen, bloß mit mir, bloß für mich leben, keinen andern Willen haben, als den meinigen, und alles thun, was ich befiehl. –[85]
FLEDERMAUS sieht sie an. Sonst nichts? Ist wenig. Und was bekomm' ich dafür?
SOPHIE. Mein Herz, o das ist unschätzbar! Sie, zaudern Sie nicht; ich bin zwar nur ein armes Mädel, aber mein Gefühl ist eine Million werth, und was ich für meinen Putz brauchen kann, wird in kurzer Zeit zwey Mahl so viel seyn. Besinnen Sie sich, so haben wir ausgeredt.
FLEDERMAUS übermüthig. Ich mich besinnen? Ein Mann, dem Goldgruben zu Befehle stehen wie einem Bäcken die Mundsemmeln sich besinnen? Da ist meine Hand! Meiu' Rosel kriegt den Laufpaß, ist ohnehin nicht mehr schön, wenn man nur einer treu ist. Ich geh mit der Mod!
SOPHIE umarmt ihn. Mein Alles!
FLEDERMAUS umfaßt sie. O du mein Mehr als Alles! der Bund ist geschlossen; hier ist gleich eine Drangabe. Er küßt sie. Nie hat mich das Mädel angeschaut, jetzt bin ich ihr alles, o Kapperl sey gegrüßt! –