[80] Der Wirth. Vorige.
WIRTH. So geht's zu in diesem Räuberhaus? Der Herr laßt mich ins Polizeyhaus statt seiner führen, jetzt komm ich erst heraus, und der Bediente verführt mir meine Tochter.
VIKTORL. Vater es ist mein lieber Zacharisel! mein Zacharisel!
WIRTH. Das ist noch schlechter! O du Schelmengesicht, wenn ich dich nur gleich erwürgen könnte. –
ZACHARIAS drückt ihn zurück. Ruhig! Bierzeiger! hieher schau und verstumme. Das hier ist alles Geld und Geldeswerth, das gehört alles mein. Willst du mir deine Tochter zum Weibe geben?
WIRTH. Was ist das – Geld?
ZACHARIAS. Schau nur her, Nimmersatt, freylich Geld, nichts als Geld –
WIRTH durchsucht den Bündel. Meiner Treu! Etwas freundlich. Und das gehört alles seyn? Etwa Kralawath?
ZACHARIAS. Soll ich – grob werden? –
VIKTORL. Alles gehört seyn, lieber Vater, sein Herr hat's ihm geschenkt!
WIRTH. Ah! Das ist etwas anders!
ZACHARIAS. Ich mein es selbst![80]
WIRTH. Ich bitt' um Verzeihung, ich war in Gedanken. Das ändert freylich die Sache. Wie viel kann es seyn?
ZACHARIAS. Wenigstens eine Viertel-Million.
WIRTH. Was? – Viktorl, wo bist denn? Gehst her, und laß dich segnen? Eine Viertel Million. Schaut die Sachen noch ein Mahl an. Schmuck und Perlen; es kann schon so seyn. Grob. Legt's die Hände in einander, ich geb euch meinen väterlichen Segen. Bricht schnell ab. Aber, a propos! Wenn das alles wieder zu Wasser würde; die Leute reden in der Stadt ja stark, daß in diesem Haus der Teufel –
ZACHARIAS rasch. Still, nichts von unserm Wohlthäter –
WIRTH. Desto schlimmer. Nein, ich geb' meine Einwilligung nicht. Das könnte alles wieder in Rauch aufgehen.
ZACHARIAS. Wie der Herr dumm ist. Wenn das Geld in der Welt alles verschwinden sollt', was oft ärger als durch den Teufel zusamm gescharrt wird, so wär' so mancher reiche Mann ein Bettler. Fürcht' sich der Herr nicht; diese Schätze bleiben schon bey uns.
WIRTH. Ich bin einverstanden. Da nehmts einander, liebt's euch so lang's Geld dauert, und gehts in mein Wirthshaus essen, so will ich euch[81] bavon helfen. Beyde umarmen den Alten. Vivat! Wir sind ein Paar!
WIRTH. Ich gratulire!
Terzett.
ZACHARIAS.
Wie glücklich, Viktorl,
Hast du mich gemacht.
Nun heißt es gesungen,
Geherzt und gelacht.
Zur Hochzeit zur Hochzeit,
Welch Glück auf der Welt;
Drum sag ich, was kann man
Nicht alles durch Geld!
VIKTOR.
Du bist nun mein Alles,
Mein Schirm und mein Schutz,
Bist jetzt erst zu schätzen
Obgleich sonst nichts nutz.
So ändert sich alles
Nur Summen gezählt,
Drum sag ich, was kann man
Nicht alles durch Geld.
WIRTH.
Seyd glücklich, mein Segen
Beschirm eure Bahn,
Die Armen nur laufen
Und rennen Stock an,
Die Reichen marschiren
Gemach durch die Welt,
Drum sag ich, was kann man
Nicht alles durch Geld!
[82] Duett.
Sie theilen die Schätze und schwingen sie in die Höhe.
Juhe Geld und Geldeswerth
Wird von Alt und Jung geehrt;
Ja das Sprichwort wohlgefällt,
Alles kann das liebe Geld!
Sie tanzen freudig ab.
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