61. Das Kruzifix zwischen Ettenheim und Altdorf.

[43] Ein frommer Jüngling in Ettenheim wollte sich auf den Wunsch seiner Eltern verheirathen; er schwankte aber zwischen zwei gleich braven Mädchen, deren eines zu Straßburg, das andere zu Freiburg wohnte. In dieser Ungewißheit betete er eines Tages in der Messe inbrünstig um Erleuchtung, und da kam ihm in den Sinn: er solle sich auf eines seiner Pferde setzen und es laufen[43] lassen, wohin es wolle; denn es bringe ihn an den Wohnort desjenigen der beiden Mädchen, welches ihm von Gott zur Frau bestimmt sey. Nachdem er aufgesessen, schlug das Pferd von selbst den Weg gegen Altdorf ein, daß er dachte, es gehe nach Straßburg; aber plötzlich springt es von diesem Weg ab und über die benachbarten Felder auf die Landstraße nach Freiburg, wo es den Jüngling glücklich hinbringt. Derselbe heirathete nun das dortige Mädchen, und er lebte mit ihr so glücklich, daß er zum Danke an der Stelle, wo das Pferd den Weg nach Straßburg verlassen, ein steinernes Kruzifix errichtete, welches das Kreuz zum guten Rathe genannt wird8.

8

An dem Kruzifix ist folgende Inschrift:

ChrIste IesV bonI ConsILII Dator MIserere nobIs.

D.O.M.

Piorum consiliorum inspiratori benignissimo crucem hanc in debitae gratitudinis pignus erexit Franc. Valentini Satori et Annae Mariae Neumayer P.M. relicta progenies 1763.

Quelle:
Bernhard Baader: Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 2, Karlsruhe 1859, S. 43-44.
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