381. Der Ursprung der Schneeberger Wallfahrt.

[336] In einem Dorfe bei Amorbach ward einst, auf einem Hollerbusch neben der Kirche, ein hölzernes Standbild Maria's und des Jesuskinds gefunden. Man stellte es auf den Hochaltar der Kirche, fand es aber am nächsten Morgen wieder auf dem Strauche. Noch zweimal brachte[336] man es auf den Altar, allein eben so oft kehrte es in der Nacht auf den Busch zurück, während die Wächter, welche zuletzt in der Kirche aufgestellt waren, in unbezwingbarem Schlafe lagen. Man berieth sich nun, was zu thun sei, und sieh! am folgenden Morgen lag um den Strauch schuhtiefer Schnee, der genau den Grundriß einer Kapelle darstellte. Die ganze übrige Gegend war unbeschneit und, da es Sommer, in üppiger Grüne. Ohne Säumen baute man nun über den Busch eine Kapelle, gerade wie der Schnee sie vorgezeichnet, und widmete sie der Muttergottes. Noch jetzt steht darin das Bild auf dem Strauche, und es wird häufig zu ihm gewallfahrtet. Von dem Schnee erhielt das Dorf den Namen Schneeberg, den es auch bis heute behalten hat.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 336-337.
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