408. Der Sichelesacker.

[362] Auf dem Reicholzheimer Bergfelde gegen Wertheim wurde einst am Tag vor Maria Himmelfahrt geärntet. Als abends das Fest eingeläutet war, hörten die Leute mit der Arbeit auf und ermahnten ein Mädchen, welches zu schneiden fortfuhr, dasselbe zu thun. »Es mag Gott lieb oder leid sein, so muß mein Acker noch heute geschnitten werden!« erwiederte das Mädchen, und arbeitete eifrig fort. Nachdem sie den letzten Schnitt gethan, fiel sie, zur Strafe für ihren Frevel, in ihre Sichel und starb. Zum Andenken wurde auf den Acker ein Stein mit einer eingehauenen Sichel gesetzt, wovon der Name Sichelesacker herkommt. Ueber den Stein wächst kein Gras, und wenn man ihn zudeckt oder wegthut, kommt er allemal wieder auf dem alten Platze zum Vorschein.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 362-363.
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