215. Arbeitsmann Rossow.

[175] Vor Jahren wohnte in Klein-Kelle bei Röbel ein Arbeitsmann Namens Rossow. Er soll in seinem Koffer einen Dühmk, ein dämonisches Wesen, gehabt haben, das ihm bei seinen Arbeiten half. Zu diesem Dühmk gingen auch nach dem Tode seine Wanderungen, und, weil Rossow ihm seine Seele verkaufte, habe er keine Ruhe im Grabe gehabt. Als derselbe gestorben war, hieß es, er erscheine jede Nacht bei seiner Frau. Von einer Vertiefung, die er sich in seinem Grabe gemacht, komme er des Abends hervor und gehe über die Zierzow-Sietow'sche Furth und über die Grenzbrücke. Auf der Grenzbrücke zwischen Sietow und Zierzow soll auch eine weiße Dame erscheinen. Eine Frau erzählte, wie sie als Mädchen in Zierzow gelebt, wäre, wenn sie vom Krautschneiden gegangen, oft ein Hase gekommen und hätte sich auf ihren Rücken gesetzt. Sie konnte ihn sehen, wenn er von ihrem Rücken herabgesprungen war.

In seinem Hause in Klein-Kelle erschien Rossow als Neck- und Poltergeist. Er klopfte an Thüren und Fenster, klinkte an der Kette, womit die Hausthür von innen zugehangen zu werden pflegte, rumorte unter den Kesseln, stieß stehende Sachen um, klopfte mit der Axt, am liebsten aber setzte er sich an das Spinnrad seiner Frau und das der Frauenschwester-Tochter. Die Spinnräder gaben[175] dann einen eigenen Ton und man sagte ›Nu sitt hei all wedder up dat Spinnrad.‹

Die Leute kamen aus den benachbarten Orten, um den Spuk mit anzusehen. Nur wenn der Sekretär vom Groß-Kell'schen Hofe da war, gab Rossow kein Zeichen seiner Anwesenheit.

Endlich gelang es einem Geisterbanner, ihn in eine Flasche einzufangen, indem er den Geist mit Ruthen peitschte.


Niederh. 3, 156ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 175-176.
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