268. Die Wäscherin bei der Purmühle.

[211] Nahe bei Groß-Raden fließt ein kleiner Bach, die ›Purmühle‹ genannt. Vor vielen Jahren, als das Gut noch einem Herrn von Schack gehörte, soll hier eine Mühle gestanden haben, und daher schreibt sich wohl dieser Name.

Im Volksmunde geht von dieser Mühle noch folgender Reim:


›Schack von hogen Stann'

Bugt sin Mœl up hellen Sann'.

Süh, Schack, wo din Mœl geht.‹


Die Sage läßt Hexen und Gespenster besonders in der Gegend dieses Baches ihr Wesen treiben.

Eines Tages wusch ein altes Weib nahe bei der Brücke, die über die Purmühle führt. Ein Reiter, der eben die Brücke passirt, richtet an sie die Frage ›Na Ollsch, is dei Log' (Lauge) denn ok recht heit?‹ Das Weib antwortete ›Wist du sei mal prauwen?‹ Der Reiter schweigt und jagt schnell davon. Als er glaubt, aus dem Bereich des Weibes gekommen zu sein, ruft er aus voller Kehle ›Ja, oll Hex!‹ Da taucht das Weib ein Tuch ins Wasser und schwenkt es durch die Luft. Ein Strahl des Wassers berührt das Hintertheil des Pferdes und versengt dort sämmtliche Haare. Nun wurde es dem Reiter zur Gewißheit, daß das alte Weib eine Hexe sei, und er freute sich, noch so davon gekommen zu sein.


Seminarist G.P. aus Zarrentin.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 211.
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