296. Pumpfuß.

[228] Bei Dömitz fand sich einst auf dortiger Mühle ein Müllergeselle, Namens Pumpfuß, ein, der nach Aussage der Leute mit der Zauberei sehr vertraut sein sollte. Da er hier nicht die gewünschte Aufnahme fand, so machte er sich alsbald wieder aus dem Staube. Auf der Mühle aber hatte man eine neue Welle gezimmert, die jetzt gerade eingebracht werden sollte. Doch, o Wunder, als man sie hineinpaßt, ist sie plötzlich zwei Fuß zu kurz, während sie doch früher die gehörige Länge hatte. Bald erkennen Alle, daß der Pumpfuß hier gewiß seine Hand im Spiele gehabt; schnell wird daher ein reitender Bote abgesendet, um ihn wieder zurückzuholen. Nach vielem Bitten kehrt denn auch der glücklich vom Boten wieder eingeholte Pumpfuß zurück nach Dömitz und versteht sich, nach großen Versprechungen von Seiten des Mühlenbesitzers, endlich dazu, den Schaden wieder zu curiren. Geselle Pumpfuß befiehlt hierauf der einen Hälfte der arbeitenden Mannschaft, das eine Ende, der andern Hälfte aber das andere Ende der Welle anzufassen und aus Leibeskräften zu ziehen,[228] während er selbst eine Axt ergreift und gewaltig mit ihrer verkehrten Seite auf die Welle losschlägt. Endlich läßt er die Arbeiter mit dem Ziehen aufhören, und siehe da, die Welle hat sich noch einen halben Fuß über die nöthige Länge ausgedehnt. Darauf haut Pumpfuß allein wieder zwei- bis dreimal gegen das eine Ende der Welle. Wie er dies gethan, hat sie zum Erstaunen Aller wieder das richtige Maß. Die Welle wird nun sofort in die Mühle eingebracht, wo sie, wenn sie nicht schon vergangen, sich noch heutigen Tages befinden mag.


Niederh. 4, 35f.; vgl. NS. Nr. 65; WS. 2, 28ff., Schwartz 13.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 228-229.
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