33. Riesen in Daschow und Kritzow.

[27] Westlich vom Dorfe Brook bei Lübz zieht sich ein kleiner Höhenzug parallel den Marnitzer Bergen hin, reich an Quellen, die zu kleinen Bächen anwachsen. Neben einer solchen Quelle auf der Hufe des Bauers Brockmann lag noch vor 33 Jahren ein großer Stein, der zum Bau des Brockmann'schen Viehhauses verwandt worden ist und nicht weniger als elf Fuder geliefert hat. Diesen Stein sollen die Riesen von Daschow dahin geworfen haben. Eine große Hand war tief und deutlich daran zu sehen. Die Riesen, die in der Gegend von Kritzow hausten, hatten nämlich einst einen Wettstreit im Steinwerfen mit denen von Daschow angestellt und als Ziel sich den Thurm der Kuppentiner Kirche ausersehen. Da geschah es, daß die Daschower Riesen das Ziel verfehlten, der Stein aber noch über eine halbe Meile weiter flog und auf der Brockmann'schen Hufe neben dem sogenannten ›großen Born‹ niederfiel. Die Kritzower Riesen aber trafen den Thurm, und daher hat die schöne Kirche zu Kuppentin noch heute bloß einen hölzernen Thurm.

Auch der Kritzower See und der nahe dabei liegende ›swart Barg‹ stammt von den Riesen. Diese wollten sich ein Wasserloch machen und schütteten die ausgetragene Erde regelmäßig umher. Da riß einer der Riesenfrauen das Schürzenband. Das galt den Riesen als schlimme Vorbedeutung, sie hörten mit dem Austragen auf, ließen aber auch die Schürze voll Erde auf einem Haufen liegen, und so ist der merkwürdige schwarze Berg entstanden. Das ausgegrabene Loch ist der Kritzower See. Weiter zeigt man noch in der Blockkoppel, einem Holze neben dem See, zwei große Gräber, worin Riesen begraben seien, und die Irrlichter, die von dort ziehen, sind die Seelen der nicht zur Ruhe gekommenen Riesen.


Mitgetheilt von einem Seminaristen in Neukloster; vgl. N. 3, 226 f. Schwartz S. 2.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 27.
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