377. Dorf Glienken.

[285] Auf dem jetzigen Retzower Hoffelde hat früher ein Dorf, Namens Glienken, gelegen, das im dreißigjährigen Kriege untergegangen ist. Es soll ein Kirchdorf gewesen sein; noch jetzt kann man zwischen einem von Ganzlin kommenden Bache und dem Hofe eine Stelle sehen, die etwas höher als der übrige Acker liegt und einem Kirchhof nicht unähnlich sieht. Das Dorf selbst soll südöstlich vom Kirchhofe gelegen haben, wie dies die Stelle der untergegangenen Dorfschmiede bezeugt, deren Lage man an den umherliegenden Essestücken deutlich erkennen kann. Wo die Glocken der Kirche geblieben sind, weiß man nicht genau. Viele bringen den in der Nähe sich befindenden sogenannten ›Glockenborn‹ damit in Verbindung. Der Glockenbrunnen ist eine Viertelstunde nordöstlich von der Dorfstelle Glienken in einem Scheidegraben zwischen dem Ganzliner und Retzower Felde gelegen. Es ist ein rundliches Loch von einem Fuß im Durchmesser und bedeutender Tiefe. In demselben sollen sich zwei Glocken befinden, die vom Teufel[285] bewacht werden und an jedem Johannismittage an die Oberfläche kommen. Es sind dies, wie Viele meinen, die Glocken der in Glienken zerstörten Kirche, die von rohen Händen in die Tiefe geworfen und der Obhut des Teufels anempfohlen worden sind.


A.P.D. Camin bei Niederh. 4, 61 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 285-286.
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