392. Die versunkene Stadt Smort.

[294] Neben Penzlin und früher schon, ehe dieser Ort eine Stadt wurde, so geht die Sage, lag eine große Stadt, Namens Smort.[294] Durch ihre Gottlosigkeit aber zogen die Bewohner derselben Gottes Zorn auf sich, also daß der Herr eine Pest über sie schickte, die die Stadt gänzlich verheerte. Nur zwei alte reiche Damen, die immer recht fromm gewesen waren, blieben verschont. Diese aber hatten theils durch Erbschaft, theils durch Kauf nach und nach die ganze Feldmark der ausgestorbenen Ortschaft an sich gebracht, und als sie nun auch ihr Ende herannahen fühlten, vermachten sie, da sie weiter keine Erben hatten, all' ihr Hab und Gut der neben dem untergegangenen Smort aufblühenden Stadt zum Eigenthum, jedoch so, daß der Kirche davon ein Zehntel zufallen sollte. ›Daher,‹ sagen die Penzliner, ›ist die Stadt in den Besitz der Feldmark Smort und unsere Kirche zu ihrem Reichthum gekommen.‹ Ein Theil der Penzliner Feldmark, ein daran stoßender See und ein Gehölz führen noch heute den Namen Smort. Smort selbst soll an dem Smorter See auf dem ›Seehürn‹ gelegen haben und jetzt noch führt eine nicht weit davon abgelegene Stelle den Namen Heidenkirchhof. Ein noch weiter abwärts gelegener Ort heißt ›Heidenhölter‹.


A.C.F. Krohn bei Niederh. 4, 55 f. Nach Rabe's Vaterlandskunde war 1273 zu Smort bei Penzlin noch eine Kirche, und 1327 erwarb die Stadt das Eigenthum Smorts, dessen Acker zur Stadtfeldmark gezogen wurde.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 294-295.
Lizenz:
Kategorien: