531. Glockenläuten in Waren.

[386] Jeden Abend zwischen 83/4 und 9 Uhr wird vom Thurme der St. Georgenkirche zu Waren geläutet. Als Veranlassung dazu gibt der Volksmund Folgendes an. Ein Herr von Behr auf Torgelow kehrte einst von einer Besuchsreise bei einem grausigen Schneetreiben zurück nach seinem Schlosse. Er verfehlt bald Weg und Steg, reitet die Kreuz und Quer und weiß schließlich nicht mehr, wo er sich befindet. Da hört ers von einem nahen Thurme neun schlagen und erkennt am Klang, daß es die Glocke der St. Georgenkirche zu Waren ist und damit weiß er, wo er sich befindet. Zum Andenken und auch für andere Reisende stiftete er das Läuten zu dieser Stunde. Noch alle Jahre bekommen die Nachtwächter, die das Läuten zu besorgen haben, von Torgelow 10 Thaler; früher hatten sie einige Scheffel Korn und einen Stiefel alljährlich dafür erhalten.


Lehrer C. Struck in Waren, nach mündlicher Mittheilung. Vgl. Nr. 537.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 386.
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